Religionsfreiheit

Im allgemeinen und im Besonderen haben Hundemenschen eine sehr spezielle Art. Jeder hat so sein ganz eigenes Gärtchen, dass er hegt und pflegt. Wer sich einen Hund neu anschafft, der versteht, was ich meine. Man bekommt ungewollt Tipps von jedem Hundehalter, die sich nicht selten diametral gegenüberstehen und man manche Tipps auch mit viel gutem Willen nicht bis ins letzte Detail verstehen kann. 

Angefangen bei der Frage, wo der Hund schläft (im Bett, auf der Couch, in seinem Bett oder auf dem Boden), weiter bei der Frage, welches Halsband man möchte (Zugstopp, mit Schnalle, eine Kette, mit Neopren unterlegt), die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Eine ganze besondere Frage stellt sich aber dem besonders eingefleischten Hündelern. Was frisst mein Hund????
Mein Hund frisst Trockenfutter (Wolfsblut, Happy Dog oder so) mit Nassfutter (Terra Canis). So weit, so gut. Damit bin ich zufrieden, sie scheisst moderat viel (ist ja auch kein Kalb) ist fit, glänzt wie eine Speckschwarte und frisst es leidlich gern. Lotte ist einfach kein typischer Beagle, der alles in sich hineinschaufelt. An alle Nichthundehalter, Hundehalter sind wie Eltern, sie kontrollieren jeden Schiss ihres Hundes und kommentieren diesen gern und auch ungefragt gern. Hundehalter wissen stets, wie ihr Hund zu scheissen hat. "Heute hatte er wieder zweimal Durchfall." Ist durchaus etwas, was sich Hundehalter erzählen - wenn sie sich vier Minuten kennen. Diese Idee, dass man Hundekacke zu sammeln hat, hatte bestimmt ein Hundehalter. So hat man noch mehr Kontrolle. 

Ich schweife ab. Mein Thema war Religionsfreiheit, es gibt eine Gruppe unter den Hundemenschen, die gehören einer Sekte an. BARFER. BARF= Was auch immer, es gibt mittlerweile einige Uebersetzungsmöglichkeiten, es geht aber um biologisch artgerechtes Futter. Barf heisst übrigens in der englischen Uebersetzung auch Erbrechen. Die gebarften Hunde werden mit rohem, mittlerweile aufgetautem, rohem Fleisch, Knochen und Gemüseflocken ernährt. Die Methode war lang umstritten, da Krankheiten durch das rohe Fleisch übertragen wurden und es durch einseitige Ernährung zu starken Mangelerscheinungen kam. Dies konnte man unterdessen lindern. 

Eins ist allerdings immer deutlicher, Barfer haben das Gefühl, ihre Fütterungsmethode sei die einzig richtige. Sie überschlagen sich vor Freudensprüngen, ihre Hunde seien fit, gesund, sie scheissen wenig  (s.o.), glänzen und haben eine bombastische Figur. Neueste Barferin, meine Mama. Ganz stolz hat sie mir davon erzählt. Ich finde das auch richtig cool, bei zwei Kälbern zu Hause würde es für mich auch einen Unterschied machen, ob ich täglich zwei Mal 400 Gramm oder fünf Mal ein Kilo Kacke einsammeln müsste. Eines kann man Barfern jedenfalls nicht vorwerfen, ihre Hunde sind ihnen definitv nicht egal. Sie stehen in Küche, zerhacken im dümmsten Fall noch das Fleisch, tauen es im Kühlschrank auf und bestreuen es mit Pulver. Jeden Morgen den Geruch von rohem Fleisch, Pansen, Leber oder ähnlichem in der Nase haben, das ist definitiv nichts für Weicheier. (Man erinnere sich, BARF`=erbrechen)

Ich möchte nicht ausschliessen, dass ich dieser Sekte eines Tages auch beitrete, aber im Augenblick ist Lotte total zufrieden mit dem, was in ihrem Napf landet. Barfer benehmen sich manchmal, nicht alle,  wie die Mütter, die ihren Kindern nur Holzspielzeug zum Spielen geben, einmal in der Woche einen Smartie reichen und jeden Abend vor dem Einschlafen den Namen gemeinsam tanzen. Natürlich ist das klasse fürs Kind, aber hei, manchmal muss es eben Mäcces sein. Die  Kinder dieser Mütter heissen Lea-Sophie, Rahel oder Luca, weil sie einen alten biblischen Namen haben. 
Lotte hat eben mehr Party im Napf und ich habe morgens nicht schon einen latenten Kotzreiz. Damit ist uns beiden derzeit geholfen. Ich möchte hier auf keinen Fall sagen, dass BARFEN etwas schlechtes ist, das ist es ganz bestimmt nicht. Aber es gibt auch noch andere Wege seinen Hund gesund zu ernähren.