Liebe Lotte

Mein allerliebstes kleines Beaglemädchen,

du bist nun ein Jahr alt geworden und ich kann mich so gut daran erinnern, wie du das erste Mal vor meiner Nase schwebtest, auf der Hand deines Züchters. Du konntest kaum laufen, gucken war auch noch nicht deine Stärke, vielleicht hast du mich gerochen. Aber als ich dich das erste Mal gesehen habe, war es um mich geschehen. So klein, deine braunen Flecken waren damals noch schwarz und du warst sooo müde. Ich habe dich nur kurz gestreichelt und gehofft, dass alles gut wird mit uns beiden.

Und wie es gut geworden ist, mein Mädchen. Du bist heute ein grosses, starkes Mädchen. Du hast mich so manche schlaflose Nach gekostet, in der ich nicht so genau wusste, wie es weitergehen sollte. Stubenreinheit war nicht gerade deine Stärke und Bücher mochtest du besonders gerne. Hättest du nicht so eine super Comami mit Simone, ich glaube, bei jedem anderen hättest du ausziehen müssen. Nicht wegen mir, aber hei, wir leben nicht allein. Mit deinem Charme und deiner Persönlichkeit hast du alles wett gemacht. Und heute lässt du es uns fast vergessen. Nur einige zerkaute Buchrücken und einige fehlende Exemplare erinnern manchmal noch an die Zeit, du hast natürlich nur die gefressen, die es nicht mehr zu kaufen gibt.

Wie dem auch sei, es ist alles gut geworden. Du hast deinen festen Platz bei mir und bei uns und ich möchte dich keinen Tag missen, denn du schenkst alles zurück. Du bist der Wahnsinn. Gemeinsam mit unseren Tanten, Opas, Omas, Comamis haben wir alle Lügen gestraft, die gesagt haben, Beagle seien furchtbare Hunde. Sie würden nicht hören, jagen und frässen, wie die Weltmeister. Bei dir kann ich nichts davon entdecken. Du hörst toll, läufst jeden Tag den meisten Teil unseres täglichen Spazierganges oder Ausrittes ohne Leine. Du passierst andere Hunde, ohne Leine, wir arbeiten an der Perfektion, aber du machst es wahnsinnig gut und ich bin so stolz darauf. Jagen? Weit gefehlt. Und gefrässig bist du auch nicht, sonst müsste ich mir nicht jeden Tag von neuem überlegen, mit was ich dich an die Futterschüssel locken kann. Einfaches Trockenfutter? Geht gar nicht. Gemischt mit Nassfutter, sehr ungern, dann suchst du dir das Nassfutter raus und lässt den Rest demonstrativ neben der Schüssel liegen. Du bist manchmal echt ein Schwein. Du schaffst es den geriebenen Apfel aus der Schüssel zu schieben, wie du das machst ist mir ein Rätsel. Alles aufessen? Niemals. Naja, ausser es ist selbstgekocht. Dann machst du eine Ausnahme. Ich weiss, nur Normalos fressen Trockenfutter. Du bist meine Prinzessin, du kriegst etwas besonderes.

Deine grösste Stärke sind aber Kinder. Und damit habe ich rein gar nichts zu tun. Das hast du ganz alleine mit deinem Comami Simone an ihrem Mittagstisch gelernt, heute konnte ich nur darüber staunen. Dich mit Loris spielen zu sehen, er wird erst fünf, du lässt alles zu, spielst mit, aber du drehst nicht hoch, so wie du das bei mir gerne machst. Sie dürfen dich überall anfassen, mit dir in eine Kiste hüpfen, du springst durch den Reifen und gibst den Zirkushund. Du holst tausend Mal den Ball, machst hundert Mal "High Five", gibst alles. Das ist dein Job und du machst ihn unglaublich gut, ruhig, gelassen, lustig. Danach bist du immer hundemüde. Aber niemals aufgedreht oder gefährlich. Ich bin beeindruckt von dir, meine kleine Bohne, mein Zwerg, mein Mädchen, meine Kleine, meine Grosse.

Ich kann mich noch daran erinnern, als ich das erste Mal wieder weggefahren bin aus Anwil. Ich habe jeden Abend ein Stossgebet zum Himmel geschickt, dass mit euch vieren nichts passiert, denn Hundebabys leben gefährlich. Aber du bist ein Kämpferherz, eine Frohnatur, eine Komikerin und eine Schmusetante. Meine Stossgebete haben sich bezahlt gemacht und du warst und wirst hoffentlich noch eine sehr, sehr lange Zeit das allerbeste Weihnachtsgeschenk bleiben, das ich bekommen habe. Offensichtlich hast du dir für dein Leben eine solche Wohngemeinschaft mit Stallerweiterung gewünscht. Und ich habe mir einen Hund wie dich gewünscht. (Von deinem schweinischen Fressverhalten abgesehen..)

Morgen hast du deinen Tantentag mit Tante Alex, ich weiss schon jetzt, du wirst wieder das allerbeste Mädchen sein. Weil du es einfach bist.

Schlaf gut, mein kleines, schnarchendes Mädchen.

In Liebe


Lotte, das Nichtlernmittel

Wie der geneigte Leser weiss, oder eben auch nicht, ich studiere wieder. An der pädagogischen Hochschule in Basel, die Fächer Biologie und Deutsch auf Lehramt und bin ausgesprochen happy mit meiner Wahl. Einerseits ist das Studium spannend, zeitlich überschaubar, die Arbeitsangebote nach den Studium sind gut und ich fühle mich ganz wohl vor einer Klasse. 

Lotte studiert natürlich mit. In manchen Vorlesungen ist sie anwesend, in anderen glänzt sie durch Abwesenheit, aber immerhin. Aber ihr grösster Clou ist ihre wahnsinnig gute Unterstützung, wenn ich lerne. 
Mittlerweile gehe ich ja am Tag zwischen 2 und 4 Stunden mit ihr spazieren, joggen, selten auch mal Velo fahren, oder reite mit ihr und Nic durch die Felder. Deshalb kommt sie, denke ich, auf keinen Fall zu kurz. Es ist zwar nicht mehr den ganzen Tag zu Hause jemand anwesend, aber ich denke doch die grösste Zeit. Oder sie ist dabei. Ihr Tagesprogramm ist also durchaus erfüllt. 

Aber wenn ich mich abends hinsetze, dann erlaubt sie mir ungefähr drei Stunden lernen. Danach ist, ob ich will oder nicht, Lotte Zeit. Ich stelle mir dafür natürlich nicht den Wecker, der Wecker hat vier Pfoten und eine vorwitzige Nase. Es ist immer der gleiche Ablauf, habe ich festgestellt. 
Zuerst quengelt sich die Kleine an meinen Schreibtisch und stellt die Vorderpfoten auf meine Oberschenkel und linst auf den Tisch. Dann läuft sie noch ein bisschen durchs Zimmer und legt sich nochmal hin. Das ganze wiederholt sich ungefähr drei Mal. 
Dann sucht sich Lotte ein Spielzeug, das man möglichst dramatisch einsetzen kann. Ein Stofftier bringt hier gar nichts, es muss schon was mit Gummi dran sein (dieser Hund hat natürlich genügend Auswahl...). Den mit diesem Gummiding kann man wunderbar Lärm auf meinem Boden machen. Aber dabei schaut sie mich nicht an, sie wirft es für sich selbst durch den Raum, rennt hinterher, wirft es wieder und schüttelt es tot. "Ich spiele ganz allein mit mir, ich will dich gar nicht stören, bei deiner doofen Arbeit."
Irgendwann fällt dann besagtes Gummiding wie von selbst neben meinen Schreibtischstuhl. Und dann nochmal und nochmal. Meistens gehe ich auf diesenTeil der Übung noch nicht ein. Wenn Lotte also merkt, dass es nicht fruchtet und ich immer noch nicht merke, dass sie jetzt bitte eine schöpferische Spielpause einlegen möchte, dann fängt sie an, meine Ordner aus Versehen umzuschubsen. Sie würde das nie so aussehen lassen, als täte sie es extra. Bei weitem nicht. Sie geht einfach so nah dran vorbei und wedelt kurz mit dem Schwanz, bis sie ganz von allein schwupps, auf dem Boden liegen. 
Ich glaube, sie hat das wirklich lange probiert, denn das ist wirklich fast artistisch. 
Dann liegt der Ordner also auf dem Boden, den muss ich dann wieder richtig hinstellen, indem ich dann sowieso schon unten bin mit dem Gesicht kann man noch schnell durch eben jenes den Waschlappen ziehen, obwohl ich das gar nicht mag. Ich spreche Lotte dann an und dann kommt der am besten einstudierte Part. 

Lotte guckt mich dann mit genau diesem Hundegesicht an, dem man nicht widerstehen kann. Dieses "Bitte, Bitte, Bitte". Bei Bettelei um ein Leckerchen kann ich ja fest bleiben wie Granit. Aber bei "Bitte eine Runde spielen, Blödsinn machen, mich lieb haben.." Nein, wirklich nicht. 
Lotte ist am Ziel ihrer Träume und wir toben und spielen eine Runde durchs Zimmer. Üben ein paar dumme Dinge, wie Pfote geben oder so. Schliesslich muss ja wenigstens einer von uns etwas lernen... Bis ich mich wieder an Schreibtisch setze und einige Zeit später das gleiche Theater wieder anfängt. 

Ich denke immer, es dient unserer Beziehung, die ja ohnehin vermutlich nicht absonderlicher sein könnte, wenn man es bei Lichte betrachtet. Ich liebe meinen Hund von ganzem Herzen und ich würde mein halbes Leben für sie umstellen. Dabei würden manche Menschen sagen "Wozu, es ist doch nur ein Hund." Diese Menschen wurden nie beim Lernen von einem Hund abgelenkt, denn danach lernt man besser, weil man garantiert gelacht hat. 
I`ll never be single, I`ll always come in pair.  

Ich hoffe zuversichtlich, im Himmel meinen Hunden wiederzubegegnen.Otto von Bismarck

Ein Jahr Lotte in Bildern und Film



Die schwarze Hündin, die man in dem Video sieht ist übrigens Chicca, Lottes adoptiertes Grossmami und ab und zu hat die alte Dame sogar noch Lust auf ein Spiel mit ihr. Lotte übertreibt es dann natürlich sofort... So ist sie halt. Weihnachten ist sie ein Jahr bei mir und ich bin fast schockiert, wie schnell die Zeit fliegt...
Beagle
B-bettvernarrt
E-eigensinnig
A-anschmiegsam
G-gehorsam
L-lieb
E-engel

Mein Minimädchen..

Lotte, der Wachhund

Lotte ist ein wirklich eindruckvoller, unglaublicher lauter, beeindruckender Hund. Meint sie. Ich glaube gestern Abend hat mein kleiner, süsser Beagle nochmal ganz neu über sich nachgedacht.
Mir war vorher schon einige Mal aufgefallen, wie unsicher Lotte geworden ist, wenn es abends dunkel wurde und ich nochmal mit ihr eine kleine Runde durch unseren Park laufen wollte. Lotte war dann im Licht immer ganz schnell mit allem fertig. Ich habe dem nie Beachtung geschenkt, aber gestern abend hat sie mich endgültig davon überzeugt, dass sie als Wachhund nichts taugt und mich im Ernstfall auch eher nicht verteidigen würde. (Was auch nicht ihr Job wäre, dafür hätte ich mich für einen anderen Hund entscheiden müssen.)

Wir gehen also frisch fröhlich los und ich war der Meinung ein besonders langer Spaziergang könnte mich vor der hereinbrechenden Grippe bewahren (hat nicht geklappt, Pech aber auch). Und wie das jedem Hundehalter so geht, man spaziert so durch den Wald und hat ja immer noch die Sommerzeit im Gefühl, es wird abends erst um 9 Uhr dunkel, da können wir ja noch ein ganzes Stück laufen, bis es ernst wird mit Lampe und Leuchthalsband. Falsch gedacht. Es wurde gestern abend nämlich schon um halb 8 dunkel. Ich hatte natürlich weder Kopflampe noch Leuchthalsband dabei und wie es das Glück wollte waren Lotte und ich natürlich am anderen Ende des Waldes, ohne Hoffnung in den nächsten 6 Minuten daheim vor der Tür zu stehen. Kann ja mal passieren. Mit Moritz wäre mir das reichlich egal gewesen, mit so einem grossen Hund an meiner Seite hätte mich sowieso niemand angefasst. Es wäre mir auch mit Lotte egal gewesen, wenn, ja wenn.....

Mit jeder Minute, in der das Licht dunkler wurde zogen sich nämlich auch Lotte Kreise um mich zu. Normalerweise läuft sie ohne Leine in einem Radius von ca. 15 Metern um mich herum, als es wirklich dunkel war, waren es maximal noch zwei. Und sie kennt den Weg, es war zwar dunkel, aber es war doch klar, wo wir waren und wo ich mit ihr langlaufen wollte. Damit aber nicht genug. In ihrer Genialität kläffte Lotte alles an, was sich bewegte. Blätter, Bäume, ..... Menschen waren glücklicherweise keine mehr im Wald, denn Lottes Stimme ist nicht gerade furchteinflössend, sondern eher witzig. Sie versucht tief und laut zu kläffen, aber wenn sie wirklich erschrickt, dann jabbelt ihre Stimme auf und es wird richtig hoch. Wie Männer im Stimmbruch. Und ihre ganze Mimik ist dabei grotesk. Auf der einen Seite will sie unbedingt ganz stark wirken und kläfft mit aufgestelltem Schwanz das "Wasauchimmer" an, passiert dabei aber unvorhergesehenes, nimmt sie Reissaus, gerne hinter meine Beine. Die Grosse wird's wohl richten.

Die Spazierstrecke gestern Abend hatte ich so gewählt, dass ich an einem der schönsten Plätze in unserem Wald vorbeilief. Einige Künstler stellen dort aus Holz Figuren her, sie sind wunderschön, es sind Zwerge, Menschen, Tiere, Fabelwesen, diese Tiere stehen dann überall im Wald verteilt. Nur an einer Stelle "lagern" sie die unfertigen Arbeiten, eine davon war mit einem Plastik zugedeckt, das der Wind weggeweht hatte und das nun auf dem Weg lag. Lotte war ziemlich fasziniert von einer Spur und achtete gestern offenbar nicht auf den Weg, sondern lief in der Dunkelheit geradewegs auf dieses Plastik drauf. Eigentlich macht ihr das nichts, aber ich habe meinen Hund noch nie so hoch springen sehen, wie gestern. Zu Tode erschrocken lief sie weiter und kam keine 10 Meter später an die "Lotte-Gedächtnis-Stelle", dort nämlich stehen auf einer kleinen Lichtung, die man vom Weg aus sehen kann einige Holzwildschweine. Lotte vergisst das glaube ich immer wieder, denn in der Dunkelheit sahen diese Stauten täuschend echt aus und nach dem Plastikeindruck sprang Lotte auch hier wie von der Tarantel gestochen vom Weg und kläffte sich danach vor lauter Empörung und Schreck die Seele aus dem Hals.

Ich würde diese Szenen so gerne aufnehmen, denn eine oder zwei Stunden spazieren gehen am Abend machen aus mir einen so glücklichen und ausgeglichenen Menschen, wie ich es ohne meinen Hund nicht wäre. Ich habe gestern Abend, obwohl ich allein unterwegs war, so herrlich gelacht. Einfach weil mich mein Hund zum Lachen bringt.

Wie man aus diesen Zeilen lesen kann, Lotte taugt nicht zum Beschützen. Sie möchte viel eher beschützt werden. Obwohl sie natürlich gleichzeitig forsch und frech ist, wenn sie in einer Situation die Herrin ist. Dunkelheit gehört noch nicht dazu.... Ich weiss noch nicht genau, wie ich meinem kleinen Hund beibringen soll, dass jetzt diese fiese, kalte, dunkle Jahreszeit anfängt, aber eines weiss ich jetzt schon. Wir werden Spass haben.