Kontaktzone

Ich habe es erst sehr spät verstanden, aber Lotte hat eine Schwäche für den körperlichen Kontakt zu ihren Menschen. Ich vermute das liegt in ihrer Meutehundabstammung begründet, die sich hier wieder einmal zeigt. Beagles sind Meutehunde, obwohl man sie auch mehr oder minder gut allein halten kann. Sie mögen einfach nicht gern lang allein sein, obwohl auch das eine Übungsfrage ist. Aber eigentlich habe ich gar keine Lust meinem Hund allein sein beizubringen.
Fräulein Lotte hat diesen Hang zum Extremkuscheln immer noch, nur streicheln reicht manchmal nicht. Früher, als der Hund noch aufs Sofa durfte (sie haart einfach zu dolle) hat sie sich regelmässig in die engsten Ecken gequetscht, um die maximale Körperlänge abzudecken. 

Falls sie heute übrigens ausnahmsweise im Bett schlafen darf, tut sie das immer noch. Aber da auch ein so kleiner Hund wie Lotte, die verglichen mit allen anderen Beagles wirklich ein Zwerg ist, sogar mit den anderen Mädels, im Bett ein RIESIGER Dinosaurier wird, passiert das nicht allzu oft. Ausserdem kann sie sich so dramatisch um sich selbst drehen, dass sie innerhalb von einer Stunde dreiviertel des Bettes erkämpfen kann. 

Nachdem ich ihr also diese beiden Möglichkeiten zum Kontaktliegen genommen habe, muss sie sich heute wohl oder übel mit meinem Schoss begnügen. Auch mein Beaglechen hat gelernt, dass ich praktisch regungslos, aber konzentriert, nach ihrem Geschmack viel zu lange, vor meiner Blechkiste sitzen kann. Welch besserer Moment könnte sich ergeben? Da sie seit langem auf meinen Schoss springen kann, ohne sich dabei den Hals zu brechen, nimmt sie die Gelegenheit sehr oft wahr. Um im gleichen Augenblick festzustellen, dass ich entweder zehn Zentimeter zu klein bin oder sie fünf Zentimeter zu gross, denn sie passt eben nicht ganz genau auf meinen Schoss. Damit ergeben sich fünf Minuten Turnerei auf meinem Schoss, um dann die immer gleichen Positionen einzunehmen. 
Sitzend,  das Kinn auf meinem Arm abgelegt, Pfote auf dem Schreibtisch. Das ergibt eine ausgesprochen unbequeme Position für mich, aber ich möchte es dem Hund ja nicht unbequem machen, also sitzen wir so lang da, bis mir der Arm einschläft, oder das Bein, oder beides.
Das macht Lotte ja zum Glück nichts, sie turnt wieder fünf Minuten, denn eigentlich geniessen wir beide unsere "Gemeinsam-Arbeits-Zeit", sie ist da mehr die schnarchende Unterstützung, sie würde mich aber auf keinen Fall allein lassen. Es ist nie sicher, ob ich wirklich auch die besten Ideen aufschreibe. Ab und an wacht sie auf, blinzelt mich an, vermutlich um abzuschätzen, wie lang ich gedenke noch vor der Kiste zu sitzen und schläft praktisch sofort wieder ein. Ich bewundere meinen Hund für diese Fähigkeit, sofort in Tiefschlaf fallen. Vermutlich liegt es daran, dass sie wirklich alles um sich hat, was sich ein Hund wünschen kann. 

Das Januarloch

Januar ist für mich der aller, allerschlimmste Monat. Von allen. Die Sonne ist nicht in Sicht, es ist grau und trüb, die Tage sind kurz, die Spaziergänge fangen an einem immergleichen Muster zu folgen und der Hund langweilt sich, Hundeschule findet nicht statt, weil der Platz unter Wasser/Schnee/Eis steht. Viel Zeit um sich Blödsinn anzugewöhnen und eben nicht zu bloggen.
Mich hatte es diesen Januar auch noch schwer erwischt und ich war gefühlt vier Wochen krank. Richtig nervig. Aber jetzt haben wir endlich Ende Februar, die nasse, eklige Zeit ist fast vorbei, gestern gabs den ersten Frühlingsspaziergang, an dem sich so einige liegen gebliebene Beaglewehwehchen zeigten und die die Blogwelt geht wieder auf.
Was ein Hund alles vergessen kann! In so kurzer Zeit.... Rückruf nicht mehr so perfekt, hier die Nase verräterisch am Boden, da der Schwanz proletig erhoben um andere Hunde anzupöbeln.
Die Dame war definitiv unterbeschäftigt.
Ja, sie pöbelt seit neuestem. Gerade den zweiten Lenz erreicht, schon haben wir den Grössenwahnsinn. Kommt Madame einer dumm, gibts sofort eins auf die Nase. Wo sind wir denn hier? Kuriert wurde diese Macke nicht etwa durch gezieltes Training, sondern durch mehr Beschäftigung. Der nette Goldie von nebenan wird jetzt nicht mehr angepöbelt.
Eigentlich ein bisschen schade, denn es stellte sich heraus, dass Lotte eine eindrucksvolle Bürste machen kann, quasi ein Iro, der vom Nacken bis zur Schwanzspitze reicht. Und so kerzengerade, wie der Schwanz dann steht würde sie jede Ausstellung gewinnen.

Eine neue Macke ist auch ihre Hapophobie, sie lässt sich von Fremden einfach nicht mehr anfassen. Tut sie nicht. Kennt sie die Menschen ist das kein Thema, aber Fremde? Bitte nein, nehmen sie Gichtgrapschen weg, sonst gehe ich. Und sie geht wirklich! Setzt sich mit dem Rücken zu meinem Gesprächspartner und ignoriert. Die dummen Gesichter sind super. Sie bekommt daheim auch wirklich genug Aufmerksamkeit, mehr braucht Hund nicht.
Trotz und alledem ist sie nach wie vor ein grosser Fan der Innenstadt, so many people to meet. Wenn sie nicht angefasst wird. Aber Menschen müssen Hunde irgendwie immer anfassen, ich kann diesen Reflex auch immer nur sehr schwer unterdrücken, ich glaube sie hat einfach genug davon, dass ihr dauernd jemand ins Gesicht gefasst hat. Da hat sie sich so viel Mühe mit der Frisur gegeben und dann das! Und dann erst noch an die Ohren, ihr persönliches Heiligtum. Ich muss auch immer darauf achten, dass ich den Rest des Hundes streichle, aber diese Ohren sind soooo toll. So flauschig, so perfekt, wie ein Pyjama im Übergrösse. Leider habe nicht nur ich diese Feststellung gemacht, sondern auch noch viele andere Menschen, die Lottes Ohren zu schätzen wissen.
Vielleicht kuriert sich diese Krankheit ja in der Uni wieder, denn die hat zu allem Unglück auch mittem im Winter wieder angefangen, aber vielleicht reisst uns das aus der Lethargie des vergangen Monats.