Duo infernale

So, lange nicht gebloggt, aber nun endlich wieder ;-) Offenbar hat sich schon eine rege Gemeinde gebildet, die meine Lotte Blogs liest.

Duo infernale, wer könnte das sein? Lotte und ich? Weit gefehlt, Lotte und Nic, das tolle, friedliebende, ruhige, wunderschöne, herzallerliebste Quaterhorse. Ein Engel. Mehr gibts dazu nicht zu sagen.

Die beiden sind also mein Duo infernale, sie sind beide doch einigermassen selbstständig und haben immer Schabernack im Kopf. Gern auch gemeinsam. Was meine Position doch durchaus schwierig macht, vorallem im Hinblick darauf, dass ich mit beiden gern an einen Horse and Dog Trail gehen würde.

Allein schon der Anblick, wenn die beiden sich begrüssen ist herzerweichend,Nic beugt sich über Lotte und pustet sie vorsichtig an, Lotte wird immer kesser und geht immer näher an seinen Kopf. Allerdings noch nicht ganz nah, so weit sind wir dann doch noch nicht, obwohl wir schon seeehr nah dran sind. Wenn ich Nic einfach im Auslauf stehen lasse, versucht er immer wieder Lotte ins Fell zu pusten, was sie noch nicht ganz cool findet, aber er akzeptiert das und geht dann nicht so nah ran. Nic würde es ausserdem nie einfallen auf Lotte draufzutreten oder etwas derartiges. Nicht einmal in den schaurigsten Situationen.

So eine passierte leider unlängst. Wir trabten gemütlichst den kleinen Trabweg bei uns im Gelände hoch, Lotte trabte locker mit da sah ich von weitem schon eine Frau, die mir den Eindruck machte, dass sie mit ihrem Husky doch überfordert wäre. Also die ganze Mannschaft Gang zurück in den Schritt... Der Husky machte schon ein böses Gesicht und legte sich mitten auf den Weg, dahinter eine überforderte Frau, die ihren (viel zu fetten) Husky beim besten Willen nicht von dem Weg bekam. Wie mühsam. Für mich. Besonders weil sich dieser dumme Hund doch die einzige wirklich enge Stelle auf dem Weg ausgesucht hat.

Dann: Aufreger Nr. 1, die dumme Wachtel am anderen Ende der Leine fragt ernsthaft (ich sass auf einem Pferd und hatte den Hund an der Leine!) "Dürfen die spielen??" Meine doch recht knappe Antowrt "nein" hat sie daraufhin durchaus verärgert. Aber damit nun nicht genug, dieser ..... Husky sprang, natürlich genau in dem Augenblick, als wir uns neben ihm durchschlängelten, auf und kläffte Lotte an. Super. Pferde sind eiegentlich Fluchttiere, aber in diesem Fall hüpfte Nic nicht einmal hoch, denn Lotte, eigentlich kein Fluchttier war so erschrocken, dass sie sich unter seinen Bauch geflüchtet hatte. ein Himmelreich für ein liebevolles Pferd. Bei jedem anderen wäre wenigstens Lotte, im schlimmsten Fall wir alle schwer verletzt gewesen. Weil andere Hundehalter ihre Tier nicht unter Kontrolle halten können. So genial ist mein Duo infernale. Nic würde, da bin ich mir, je länger je sicherer, niemals auf diesen kleinen Hund drauftreten. Er achtet extrem gut auf sie.

Glaubt ihr nicht? Beispiel gefällig? Die Weidezeit beginnt und Nic muss, wie jedes andere Pferd auch, angegrast werden. Alex, seine Besitzerin und eine wunderbare Freundin und ich nehmen diesen Job sehr ernst und lassen Nic ausgiebig grasen. Lotte hat das auch schon gemerkt, dass diese 20 Minuten einfach wenig passiert und nutzt diese Zeit ihrerseits um Nic zum Spielen aufzufordern. Sehr ausgiebig. Sie rennt um ihn herum, wie eine Wildsau, brummelt ihn an, bellt ihn an, leckt ihm durch Gesicht. Legt sich daneben und jedes Mal zu meinem Schrecken, sie rennt so nah an ihm vorbei, dass sie ihm das GEsicht streift. Aber Nic erträgt das mit stoischer Ruhe. Wenn Lotte dann wirklich ganz ganz ganz ganz sicher ist, dass Nic auch heute nicht spielen möchte, dann frisst sie mit. Ein grasender Beagle und ein grasendes Pferd ist ein Bild für die Götter. Eine halbe Stunde mit Nic und Lotte ist so entspannend wie 2  Wochen Ferien. Bis auf, ja bis auf, Lotte hat herausgefunden, dass Nic lustige Hüpfer macht, wenn sie in geringem Abstand vor ihm die Seite wechselt (er will ja nicht auf sie drauftreten, ausserdem ist die Gelegenheit günstig doch noch einen Freudenhüpfer zu nehmen..) ich sitze also oben drauf und versuche Pferd und Hund so gut wie möglich neben einander herzudirigieren, während es unter mir hüpft und springt und die beiden sich eigentlich herrlich finden und meine Bemühungen eher ... doof.

Mein kleines Beaglemädchen macht den grossen alten Nic auch immer wieder auf "Gefahren" im Wald aufmerksam, als guter Onkel und wie gesagt Fluchttier hat Nic dort natürlich ein besonderes Augenmerk drauf und lässt sich von Lotte gern inspirieren. Diese Inspiration sieht meistens so aus, dass Lotte etwas genauer begutachtet und dann in ihrer jugendlichen Art davor wegspringt. Nicht etwa, weil sie Angst hätte, sondern, weil es ja eventuell spielen könnte. Diese Möglichkeit findet sie so genial, dass sie es dann anbellt, wenn es nicht spielt. Nic seinerseits sieht aber die Gefährlichkeit der Sache und geht dann nur noch ungern dran vorbei. Was wiederum dann bei mir ankommt, weil ich ja meinen Weg nicht ändern will.

Besonders genial finde ich allerdings, dass Lotte am Pferd besser hört als am Boden. Ja, ganz ehrlich. Sie orientiert sich völlig an Nic, schlägt den richtigen Weg ein, hört aufs Wort, wartet, guckt. Nicht, dass sie sonst schlecht hören würde, aber sie ist noch eine Spur aufmerksamer, noch ein bisschen gelehriger und ich glaube insgeheim noch ein bisschen glücklicher, weil sie in ihrer doch sehr unorthodoxen Meute mitlaufen darf. Ausserdem hat Nic ein ähnliches Schritttempo wie Lotte. Er ein bisschen zu langsam für ein Pferd, sie ein bisschen schneller als ein Mensch, da ergibt das gleiche Tempo. Ein ungleiches und doch gleiches Paar.

Kurz und bündig, die Besten.




Time off..

Juhu! Ostern, traditionellerweise ein Datum, an dem ich meine Sache packen und zu meiner Mami nach Deutschland fahre. Dieses Mal das erste Mal mit Lotte im Zug... 6 Stunden, zwar mit grosszügigster Umsteigezeit, aber trotzdem, für mein bewegungsfreudiges Beaglemädchen sicher kein Spass... Ticket erster Klasse gelöst und los, denn da hat man ja genug Beinfreiheit mit 4beinigem Mitfahrer.

Um 6 Uhr morgens gings los, merke: Lotte steht zwar gern um 7 auf, aber 6 ist entschieden zu früh. Durch den Bahnhof gestolpert mit Sack und Pack und dann rein ins Ungeheuer. Aber meine anfänglichen Befürchtungen, Lotte könnte sich langweilen, danebenbenehmen oder sich am Zugmobiliar vergreifen, völllig überflüssig. Wie ein alter Hase legte Lottchen sich auf ihr Handtuch und schlief und schlief. Spielende Kinder im Abteil? Kein Thema, Lotte liess sich streicheln, aber sofort wieder auf den Platz schicken, Stress im Bahnhof? Weit gefehlt! Mein kleines Supermädchen lief perfektestens bei Fuss, trabte easy neben mit her. Als hätte die Kleine das schon 10000 Mal gemacht. (Danke, Mo?!)

Auf gar keinen Fall darf ich die 10000000 "ouh mein Gott, ist der süss..." vergessen. Wie man mittlerweile ja unschwer herausgefunden hat, bin ich extrem allergisch auf Menschen, die einfach meinen Hund antatschen. Ich mache das ja auch nicht mit fremden Kindern... Und diese Übergriffe abzuwehren war manchmal wirklich derart nervig und lästig und mühsam, sogar Lotte hat sich irgendwann nicht mehr darum gekümmert, obwohl sie ja der Menschenfreund par excellence ist. Ich glaube sie war genervt. Dann setzt sie ihr lustiges Gesicht auf, guckt mich von unten an , als ob sie sagen wollte, "Wie gehts jetzt weiter?!" und stellt sich kurz an das nähergelegene Hosenbein. Dieser Umstand erklärt auch meine Garderobe am Reisetag, ich sah aus, wie ein Schwein. Alte, dreckige Jeans, eine Fleecejacke in irgendwann mal schwarz gewesen, jetzt mit weissen Haaren verschönert, Wanderschuhe und Rucksack. Ausserdem, vermutlich als Krönung für alle meine armen Mitreisenden, meine Barbourjacke, die einen für mich unwiederstehlichen Geruch aus Wachs, Leckerchen, Cervelat (gibts nur in der Hundeschule, danach stinkt die Jacke die ganze Woche...), angekautem Spielzeug, Futtersack und nasser Schleppleine (natürlich zweimal durch ein frisch gedüngtes Feld gezogen) verströmt. Kurz gesagt, eine Zumutung für alle Mitreisenden, dafür hatte wir genug Platz. Bei Mami war ich sowieso nie länger als 5 Minuten sauber, diese 5 Minuten ist die Zeit, die ich brauche, um durchs Haus mit Lady in den Garten zu kommen und dort loszufetzen. Ich kann nicht anders, ich bin ein Draussenkind... Lotte ist ein Beagle, also eigentlich auch ein geborener Dreckhund (obwohl sie mich immer persönlich dafür verantwortlich macht und mich hasst, wenn es regnet). Aber wälzen un grünschillernden Widerwärtigkeiten liegt immer drin. Aber Regen?! Niemals!

Aber dann, endlich bei Mami auf der Matte, Lady, läufig, aber doch hocherfreut, dass dieses kleine junge Ding wieder einmal hereinschneite. Wie eigentlich auch der ganze Rest der Familie. Bei Mami ist immer Hundezeit, die Viecher werden, wenn ich da bin, noch viel mehr verwöhnt als eh schon, lange Spielrunden, Spaziergänge an didaktisch wohlgewählten Orten, Fährtenarbeit im Grünen, Lotte darf sogar bei mir im Bett schlafen, was sie so ausgiebig geniesst, dass sie eigentlich auch morgens nicht aufstehen mag und sich lieber nochmal unter die warme Decke kuschelt und noch ein bisschen weiter döst, während ich ein Buch lese. Richtig herrlich. Lotte und Lady spielen übrigens wunderbar miteinander, das Bild ist zum Todlachen, Lady, der 55kg Riesenhund, der mit diesem kleinen 10`000 Volt Mädchen spielt, sich unterwirft, sie vorischtig in die Schranken weist und besonders süss, sie zurechtweist, wenn sich Lotte beim Spazierengehen von der Gruppe entfernt. Lady fand es nur ganz und gar nicht nett, wenn sich dieses kleine Mädchen wieder einmal zu nah an Friedhelm heranwagte, den er ist ausgesprochen Ladys Mensch. Solche Banalitäten interessieren Lotte aber ganz und gar nicht, also rauf auf den Schoss.

Ich bin ja wirklich ein erklärter Fan meiner Hundedame, denn als sie sich auch bei meiner 97-jährigen Grossmutter ausgesprochen brav präsentierte, war ich superhappy.

Wie man unschwer erkennen kann, werden wir ein immer besseres Team. Zu unserem Team zähle ich natürlich auch Simone, unsere Mitbewohnerin, die alle Launen von Hund und Halter stoisch erträgt. Lotte hat sich so richtig eingelebt und ist nicht mehr wegzudenken aus dem Alltag. Es gibt einfach auch immer irgendetwas zu lästern, es wäre ja vermessen zu sagen, dass Lotte nie Mist macht. Bei Mami hatte sie in Rendevous mit einer Klebertube, die sie aus der Packung gezogen hat (wie auch immer das ging, ich kriege diese Plastikdinger nie ohne Schere auf), reingebissen, für eklig befunden und auf den Teppich hat tropfen lassen. Ausserdem ist Lotte der Meinung Bücher und Altpapier wären das gleiche und versucht mit aller Ausdauer, den unteren Teil unseres Bücherschrankes (der obere ist sogar für Lotte zu weit weg) zu zerkleinern, damit er besser in unsere Altpapiertonne passt. Ist manchmal zugegeben nervig. Aber auch das wird besser. Simone und ich werden auf jeden Fall Profis im Zudecken der Bücherwand. Fühlt die Dame sich zu wenig beachtet, dann wird auch nochmal reingepieselt, obwohl sie ja eigentlich weiss, wie Stubenreinheit geht. Ihr Sturkopf ist wirklich nicht zu unterschätzen, aber ich mag ihn. Er macht dieses kleine Mädel einzigartig, Lotte arbeitet nur, wenn ihr einleuchtet, warum sie arbeiten soll. Fährtenarbeit? Alles klar, gibt am Ende Essen. Hundeschule? Alles klar, gibt am Ende auch Essen/Spielen/Spass.. Im Regen spazieren gehen? Es ist nass, kalt, widerwärtig am Bauch und das Essen, was man dabei abstauben kann ist nicht mehr, als das,was man bei Sonnenschein bekommt, ergo: lohnt sich nicht :)

Also alles in allem, Lotte und ich hatten ein wunderbares Wochenende, mit viel Spass, viel Spiel und viiiiel Streicheleinheiten. Mein kleines Supermädchen! Danke Mami, danke Friedhelm und danke Enni!