Schwarzwaldtour

Letzte Woche waren Lotte und ich spontan mit einer Freundin im Schwarzwald. Kurz gesagt, es war wunderbar, wir Mädels hatten unsere Hunde dabei, waren in ein Viersterne S-Hotel einquartiert, der Plan: Wandern, Wellness, lecker essen. Das hat auf jeden Fall perfekt geklappt. Ich muss das Hotel noch besonders loben, das "Adler" Hotel in Häusern begrüsste uns unglaublich gastfreundlich, aber nicht nur uns, sondern auch unsere Hunde. Auf dem Zimmer standen Hundebetten und Näpfe bereit. Das mag ich persönlich ja gern.
Wir hatten bombastisches Wetter erwischt, perfekt um dem fünf Monate altem English Setter Mix meiner Freundin laufen beizubringen. Wobei der junge Herr so fit ist, dass man das gar nicht muss. Ich fühle mich, wenn ich ihn so sehe, immer wieder an Lotte in klein erinnert. Aufmüpfig, übermütig, frech, distanzlos, aber immer so liebenswürdig, dass man ihm alles verzeihen möchte. Zum Glück hat er eine konsequente Hand erwischt, die ihm nichts durchgehen lässt. Wenn ich diese beiden so beobachte, dann bin ich schon froh, dass ich nicht mehr auf jeden Blödsinn bei Lotte achten muss, sondern mich mehr und mehr auf meine Hündin verlassen kann. Lotte wird aber auch wählerischer, längst ist nicht mehr jede Person gut genuag. Georgia mag sie sehr gern, besonders nach diesem Wochenende.
Wir genossen also in vollen Zügen.
Einen Tag hatten wir uns eine längere Wanderung ausgesucht, die natürlich durch Pausen für die Hunde, besonders den Lütten immer wieder ihre Unterbrüche finden sollte.
Während dieser Wanderung stellte ich fest, dass man eben erst merkt, wie sehr man ein Tier liebt, wenn man sich darum sorgt. Lotte gab mir wieder einmal Anlass dazu.
Der geneigte Leser meines kleinen Blogs kennt ja bereits die vorwitzige Nase meiner Lotte. Ich muss aber präzisieren. Lotte steckt ihre Nase zwar überall hinein, aber ganz entgegen ihrer Rasseveranlagung, die sie dazu zwingen müsste wahllos alles in sich hineinzustopfen, frisst sie draussen praktisch nichts. Nur ausgewählte, selbst gezupfte Gräser. Aber auch nicht jedes Gras, Vorlieben hat sie für junge Hälmchen einer langstieligen Sorte. Aber wenn irgendwo ein Loch ist, mein Beagle versenkt seine Nase darin. Garantiert. Charly, so heisst der Settermix, tut das auch, aber die Fressgier hat Lotte offenbar an ihn weitergereicht, er stopft alles in sich hinein.
Die beiden waren also fröhlich im Wald beschäftigt, wo man Lotte nach wie vor ohne Leine laufen lassen kann und trieben einigen Schabernack miteinander. Eine Lieblingsbeschäftigung, besonders, wenn man Zuschauer hat oder einer von beiden besonders aufpassen sollte.
Die beiden sind ein Dreamteam, denn auch Spielpartner werden bei Lottchen ausgewählt. Würde ich tatsächlich noch einen zweiten Hund wollen, ich müsste mir also sehr genau überlegen, was bei mir einzieht.
Aber ich schweife, wie immer, ab.
Lotte steckt also ihre Nase überall rein. Ameisenhaufen, das Thema hatten wir glücklicherweise schon in der Junghundphase abgehandelt, aber da gibt es im Schwarzwald noch viel besseres. Und das tut noch viel mehr weh!
Ein Wespennest.
Lotte war bisher immer fasziniert von UFOs und wenn diese Dinger schonmal wieder im Boden landen, warum denn auch nicht hinterherspazieren und mal nachschauen, was sie dort so tun? Zum Glück war Charly unterdessen anderweitig beschäftigt.
Ich bin froh, dass ich es nicht gesehen habe, jedenfalls nicht den Anfang, aber Georgia konnte das Geschehen verfolgen und erzählte mir nachher, dass um Lotte ein Schwarm Wespen flog. Meine Wenigkeit bekam die Story nicht etwa mit, weil mein Hund vor Schmerz quietschen würde, sie ist so hart im Nehmen, das käme ihr wahrscheinlich erst bei Beinbruch oder derartigem in den Sinn, nein, ich hörte Georgia mit einem Anflug von Panik in der Stimme nach Lotte schreien. Und wieder und wieder. Denn Lotte hatte offenbar beschlossen sich erstmal nicht weiter von diesen pieksenden Dingern ablenken zu lassen. Irgendwann war zum Glück der Schmerz grösser als die Neugier und Lotte versuchte sich krampfhaft von einigen pieksenden Tieren zu befreien und trat die Flucht nach hinten an.
Ich war natürlich alamiert und konnte nichts machen, sonst hätten wir ein gröberes Problem gehabt. Aber Georgia half Lotte die restlichen Biester abzuschütteln - der folgende Anblick tat mir in der Seele weh, brachte mich aber nach einer Schrecksekunde schnell zum Lachen. Die Wespen hatten Lotte mitten in die Nase gestochen, die anschwoll, wie eine Kartoffel. Ausserdem schwollen ihr die Ohren an und unter den Augen hatten auch einige getroffen. Meine kleine Schönheit sah aus wie nach einem Boxkampf. Offenbar fühlte sie sich auch so, denn Lotte verliess uns nicht mehr. Die sonst aufrecht getragene Rute hing schlapp herunter und sobald ein fliegendes Objekt auf sie zukam wurde sie schon fast panisch.
Ich kann jetzt nicht sagen, dass es mich nicht ein wenig amüsiert hätte. Wer Lottes Selbstbewusstsein kennt, der kann es sich nur schwer vorstellen. Aber seit dieser Szene ist mein Beaglechen noch anhänglicher, als es eigentlich sowieso schon ist (noch so ein blödes Gerücht, Beagle sind sehr anhänglich, sie möchten nur einfach ab und zu die Welt erkunden). Sie lief also, anhänglich, verschüchtert und liebebedürftig hinter uns her. Am liebsten hätte ich sie getragen. Seit diesem Tag und ich weiss nicht, ob es die Wespen waren, aber ich schwöre, mein Beagle folgt mir, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie liegt seit neuestem auf meinen Füssen, wenn ich am Schreibtisch arbeite, sie lässt mich kaum noch aus den Augen, draussen ist sie folgsamer, anhänglicher, der Blödsinnbeagle ist zwar geblieben, aber das Band zwischen uns beiden hat sich ins Gute verändert. Nicht das es vorher schlecht war, nur anders. Vielleicht ist das auch nicht für immer so. Wir werden sehen.
Zum Glück-und sonst hätte ich mir erst recht Sorgen gemacht-blieb der hängende Schwanz Zustand nicht lang. Schon bald hob sich die Rute Zentimeter um Zentimeter, der Abstand zu meinen Beinen wurde grösser und Fliegviechern wurde nur noch aus dem Weg gegangen. Allerdings wurde eine wandernde Ameise auf der Pfote eiligst verscheucht mit einem sehr lustigen Gesichtsausdruck. Lotte kann aufgrund ihrer langen Ohren nicht böse gucken und sieht, wenn sie es versucht immer aus, als würde sie sehr angestrengt mit Zuhören beschäftigt sein, weil ihre Ohren dann nach unten fallen. Aber wenn die Ameise gewusst hätte, was Lotte mit dem Blick hätte bezwecken wollen, sie wäre sofort in Ohnmacht gefallen.
Mein Beagle wäre aber nicht mein Beagle, wenn sie am Ende, abgesehen von ihrer Quasimodonase wieder die alte gewesen wäre. Ich habe sie natürlich kurz im kalten Wasser gebadet, damit die Stiche nicht so weh tun und Lotte lässt sich von derlei Unpässlichkeiten nicht den Tag verderben. Sie war nur etwas vorsichtiger.


Lotte und ich empfehlen: Schwarzwaldtour mit Hundefreunden, es wird ganz bestimmt lustig!!