Clownesk

Ich habe dieses Thema sicherlich schon mehrfach in meinem Blog angesprochen, aber ich finde es immer wieder amüsant. Besonders, wenn ich die Hauptrolle spiele. Sich zum Affen machen.
Es ist meine Lieblingsbeschäftigung, wenn ich mit Lotte unterwegs bin.
Ich denke, die Art darüber hinwegzusehen, wenn man sich selbst zum Affen machen, oder gemacht wird, haben ausschliesslich Eltern und Hundehalter. Wer schonmal ein brüllendes Kind mit seiner unbeeindruckten Mutter im Kaufhaus erlebt hat, der weiss, was ich meine. Ich unterhalte mitunter mit meinen Nachbarn, die ein Schreikind haben darüber. Man bekommt ein ziemliches dickes Fell. Als Hundehalter sowieso. Da der eine Teil der Menschheit gar nicht verstehen kann, warum man so ein Vieh in seine Wohnung lässt, ein anderer Teil gerne einen hätte, aber eine Allergie/keine Zeit/noch Reisen/sich verwirklichen will, bleiben zwei Sorten Hundehalter, diejenigen mit Chihuahuas auf dem Arm und die partiell oder ganz dreckigen.
Ich gehöre zu letzteren, wenn ich mit dem Hund draussen war sehe ich aus, wie ein Schwein. Aber es stört mich nicht. Im Augenblick ist es aber so, dass ich eine halbe Stunde mit dem Bus unterwegs bin, um an meinen Spazierplatz zu gelangen (dort gibt es keine Leinenpflicht). Da sieht die Sache schon anders aus.
Als Hundehalter muss man sich darauf einstellen mehrfach in der Woche komisch angeschaut zu werden. Gerade letztens hatten wir wieder eine herrliche Situation, ich lief mit meinem Stiefgrossmami durch die langen Erlen mit unseren Hunden, es war ein wunderbarer Tag. Lotte wälzte sich in menschlicher Kotze. Man kann das nicht einmal nett ausdrücken. Sobald sie in unsere Nähe kam stank es bestialisch. Natürlich versucht man in solchen Situationen den Hund notdürftig zu waschen, aber wer schon einmal Erfahrung mit anderen stinkenden Dingen gemacht hat weiss, das Zeug hält sich. Lotte hat auch die einzigartige Gabe derart widerwärtige Dinge gekonnt auf ihrem Halsband zu verteilen. Das wäscht man dann nicht so leicht ab, Nylon nimmt Gerüche gern und intensiv auf.
Irgendwann sass ich dann mit diesem stinkenden Vieh im Bus. Ich hatte gerade die Mittagszeit erwischt, alle Schüler wollten nach Hause. Und alle Kindergärtner. Und die ganze Kindergartengruppe. Lotte zieht Kinder magisch an. Der perfekte Moment um im Boden zu versinken, nach Hause zu laufen oder den Hund stehen zu lassen. Da der Boden sich nicht auftat, ich lange und ausgiebig laufen war und Lotte auf keinen Fall irgendwo einfach stehen lasse musste ich wohl oder übel einsteigen.
Kinder sind oftmals nicht gerade für ihre brave Zurückhaltung bekannt und siehe da, es wurde auch gleich im Bus herumproletet, wie sehr mein Hund stinken würde. Das wäre das widerlichste, was die Kinder jemals in ihrem Leben gerochen haben. Mitleidige Blicke der Omis, denn natürlich hatte ich mich mit Lotte im Gras gewälzt, mit meinen Wanderschuhen, die den Namen Schlammschuhe haben durch alle Pfützen gelaufen und meine dreckigen Finger an meiner Jeans abgewischt. Kurz, wir sahen aus, als hätten wir keine Wohnung, sondern unseren eigenen Einkaufswagen. Unter der Brücke. Und rochen auch so. In solchen Situationen ist das dümmste, was man machen kann, eine Entschuldigung murmeln. Einfach Brust raus, Krone drauf, weitergehen. Passt schon. Hundehalter lernen das. Hartes Training. Solche Tage sind dann Prüfungen, hat mans oder nicht? Das fängt schon beim rammelnden Welpen an, letztens schämte sich ein Mann so sehr für seinen jungen Rhodesian Ridgeback, dass er puterrot im Gesicht wurde, als sein Hund Bibi bestieg. Der muss noch viel lernen.
Besondere Trainingseinheiten kann es auf dem Hundeplatz geben. In unserer Gruppe läuft eine Schapendoeshündin mit, ein top Agilityhund, schnell, führig, super. Nur manchmal eine Diva. Wenn sie keine Lust hat, dann vergisst sie kurz ihre Abstammung als Hütehund und lässt sich fix über den Platz jagen. Wäre doch gelacht, wenn Herrchen nicht auch seine Fitnesseinheit abliefern müsste. Das anschliessende Donnerwetter unserer Trainerin erträgt Herrchen dann mit Hundeblick. Kann halt passieren. Wir sehen das unseren Hunden nach, wir nehmen dir Schmach, die ihnen gebühren würde gern auf uns. Hunde zu haben ist manchmal eine Aschenputtelübung, man sortiert ziemlich lange in der Asche die Erbsen, es gibt immer wieder fiese Rückschläge der vierbeinigen Divas. Aber irgendwann gibt es den Moment, indem man als Hundehalter glänzen kann, alles überstrahlen. Das schöne Halsband anziehen, in die Stadt gehen und Showlaufen. Oder auf dem Hundeplatz das Lob der Woche der Trainerin abstauben, oder von anderen gesagt bekommen, dass Lotte ein so wahnsinnig toller Hund ist. (Was sie auch wirklich ist, von Tag zu Tag besser, ruhiger, lustiger, mein Verlasshund).
Den Rest der Zeit lernt man mit Humor zu nehmen. Es gibt Menschen, die mich im Winter nicht erkennen, wenn ich mit dem Hund gehe. Ich trage einen Schlapphut, mehrfache Lagen Kleidung, Regen/Schneehosen, die bis zu den Knien hoch zugesaut sind und darüber meine unverzichtbare Barbourjacke, an der man oft das Wetter der letzten Woche erkennen an oder wenigstens die Schlammhöhe im Wald, je nachdem auch Lottes letzte Spielpartner, die mich als Prellbock benutzt haben, ablesen. Mein Vater hält stets eine frische Jogginghose für mich bereit, falls ich wieder schlammgebadet bei ihm einfalle. Ich habe schon oft versucht sauber von Spaziergang zu kommen. Es klappt nicht. Ich bin wahrscheinlich in der hundeeigenen Selbstbewusstseinsschule auf einem höherem Level angelangt. Dreck und Sabber, kein Ding. Next Level: Kotze auf Nylonhalsbändern im Bus. Ich weiss nicht, ob ich das Level danach überhaupt kennenlernen möchte.

In diesem Sinne:

Hunde sind nicht unser ganzes Leben,
aber sie machen unser Leben ganz.