Ein Jahr Superteam

Genau heute vor einem Jahr habe ich mein allerbestes, liebstes, wunderbarstes Weihnachtsgeschenk abgeholt. Zeit für einen Rückblick...

Meine geneigten Blogleser wissen ja, dass Beagle als gar nicht allzu einfach Hunde verschrien sind und ich muss sagen, die Kritiker haben wohl ziemlich oft Recht. Einen Beagle zu besitzen bedeutet ein Stinktier von manchmal biblischem Ausmass in seine Wohnung zu lassen, das mit Vorliebe auf allem, was es nicht kauen sollte herumkaut. Ja, sie sind nicht wahnwitzig einfach zu erziehen, aber mit der simplen Grundregel: Konsequenz mit einem Quäntchen Nachsicht, dann geht auch das. Eine gute Hundeschule eingeschlossen.

Lotte jedenfalls hat mir in diesem Jahr, trotz Teeniedasein, Pieseln in die Wohnung, Bücher zerfressen und in grün schillernden Dingen wälzen unglaublich viel Freude bereitet. Wie gerne denke ich an unsere Sommerspaziergänge an der Wiese zurück, in Crocs und kurzen Hosen im Wasser stehen und plantschen, mit anderen Hunden um die Wette sausen, spielen, Blödsinn machen und dejenigen, die nicht auf ihre Grilladen aufpassen das Grillzeug wegfressen. Unbeschreibliche Ausritte mit Nic, viele schöne Stunden auf dem Hundeplatz, auf der Fährte, kuscheln auf dem Sofa, Spaziergänge mit Chicca, Wanderungen mit Raeto im Südtirol und so vieles mehr.
Lotte war meine beste Anschaffung im letzten Jahr :-) wenn man überhaupt von einer Anschaffung reden kann. Es ist eine Lebensentscheidung, die ich bis jetzt noch nicht bereut habe. Es braucht Zeit, aber wenn man nur ein Quäntchen davon übrig hat, ich würde jedem empfehlen sich einen Vierbeiner zuzulegen. Nicht jeder Hund braucht so viel Auslauf wie Lotte und nicht jeder macht so viel kaputt. Aber alle bereichern das Leben ungemein.
Ich habe heute auf einem der letzten Spaziergänge mit Alex, die nun ein Jahr und vier Wochen nach New York ausreist, ein bisschen Revue passieren lassen. Einen Tag, nachdem Lotte bei uns eingezogen war, war sie das erste Mal mit Nic spazieren. Eigentlich ist eingezogen das falsche Wort ist, nachdem sie erst aus lauter Protest dem gesamten Empfangskomitee einen Tinnitus im Auto verpasst hatte, weil sie sich lautstark darüber beschwert hatte, dass sie sich nicht umschauen durfte, nahm sie die Wohnung ein wie eine Piratin. Einmal entern bitte, aha, alles Meins, ritschratsch, erstes Spielzeug kaputt. Ausserdem habe ich in ausnahmslos jedem Hundebuch gelesen, dass man kleinen Hunden nicht zu viel Stress zumuten sollte. Alles ruhig und langsam angehen lassen. Ich liess Lotte also in Ruhe die Wohnung auseinander nehmen und unter den Weihnachtsbaum pieseln. Aber es war ja Weihnachten, ein ruhiges Familienfest kann ja nicht schaden. Also irgendwann rein in die Puschen und rauf nach Oberwil. Dort lernte Madame die beiden schwarzen Wollknäule Quina und Paulina kennen, die ihr im ersten Augenblick suspekt waren, weil sie aussehen wie schwarze Wischmoppens (Mehrzahl von Wischmopp? Möppse, Moppe, Moppens?), liess sich dann aber nicht davon beirren und spielte munter drauf los. War ja auch noch nicht viel losgewesen an dem Tag. Ihre Geschwister vermisst, Fehlanzeige.
Danach, weil der Hund so brav auf meine Schoss schon schlief bin ich noch schnell zur nächsten Familie, Lotte immer fröhlich freundlich nett dabei. Die erste Nacht war sie so erledigt, dass ich nichts von ihr zu hören bekam und dann erst am nächsten Morgen um sechs das harte Leben mit einem Welpen losging. Ich habe gezählt, am Anfang bin ich bis zu fünfzehnmal die Treppe runtergelaufen.
Dann kam der Wintereinbruch und es ist schon schwierig genug, den Augenblick zu treffen, indem der Welpe wirklich pieseln muss, aber einem kleinen Hund zu erzählen, dass er bei minus 15 Grad draussen sein Geschäft erledigen muss, nein, das ist nicht so einfach. Gerne steht der Hundehalter dann auch in dünnen Trainerhosen und Barbourjacke daneben (die nach dieser Welpenübung auch gut und gerne allein hätte stehen könnte, so dreckig war das Teil, schliesslich dürfen Welpen selbst keine Treppen laufen), ja, wir hatten beide synchron Blasenentzündungen. So Erlebnisse schweissen zusammen.
Wenn ich so zurückblicke, die ersten vier Wochen waren wirklich kein Spass und bis zur Fasnacht war ich keinen Abend weg, ich wurde zur Einsiedlerin mit meinem Hund, aber die Mühe war es wert. Für kein Geld dieser Welt möchte ich die Leseabenteuer mit Lotte auf dem Bauch vermissen und ich bitte Petrus inständig darum, uns in der nächsten Zeit mit dreissig Zentimetern Schnee zu beehren, damit ich das wieder erleben kann, angereichert mit laangen (wahnsinnig lustigen) Schneespaziergängen. Nur die Treppenraserei darf dabei gern ausbleiben, aber das hat Lotte langsam perfekt im Griff. Auch nach der Fasnacht war ich kaum unterwegs, im Sommer nur sehr selten am Rhein und wenn überhaupt mit Hund. Aber es hat sich so gelohnt, ich liebe meinen Köti mit Prinzessinnenkrone. Lotte ist, denke ich, ein glücklicher Hund, wenn ich keine Zeit hatte, weil ich arbeiten musste oder Uni hatte war sie immer perfekt verpflegt und wie schon oft erwähnt, ohne Hilfe geht es manchmal einfach nicht. Ausserdem haben wir die ausgedehntesten Spaziergänge an allen erreichbaren Orten gemacht. Sie ist langsam durchtrainiert wie ein Bodybuilder, heute ist sie mühelos in vollem Galopp einen ganzen Berg hochgerannt (nach zwei Stunden spazieren), sie kann springen wie ein Springbock und sieht dabei meist galant aus. Wenn ihr mal etwas unvorhergesehenes passiert, wie letztens, als sie aus Versehen in eine Pfütze hüpfte, die sich dann als ausgesprochen tief entpuppte, dann hat sie ihre erstaunten Gesichtszüge bald wieder im Griff und tut so, als sei nichts gewesen.
Ihr Selbstbewusstsein hat sie klar bei den Pferden abgeschaut, immer erstmal grosse Klappe haben, dann aber doch lieber den Schwanz einziehen, schliesslich könnte es ja wirklich gefährlich sein. Sonst findet sie sich toll, ihr Ego passt durch keinen Türrahmen. Vielleicht ist das die Erklärung dafür, dass sie so klein geblieben ist, 37 cm ist wirklich kein Beagle Gardemass, aber macht nichts. Bei der Pfotenverteilung war sie dafür zweimal dabei, die sind nämlich gross geblieben. Sie liebt es, wenn sie der Mittelpunkt der ungeteilten Aufmerksamkeit ist und weiss sich auch selbige zu verschaffen, indem sie auf den Schoss springt, weinerlich fiepst oder irgendein Kunststück zum Besten gibt.
Sie ist sich ihres Charmes durchaus bewusst und setzt diesen gerne gekonnt ein, auch gerne, um Mitleid zu erregen. Sie lässt, nach einem zweistündigen, leinenfreien Spaziergang schonmal ganz traurig die Ohren hängen... Als ob sie nie vor die Tür käme und wenn, dann halt nur an der Leine.. Sie weiss eben, wies läuft.

Ich freue mich auf jeden Fall auf ein weiteres Lottejahr und wünsche allen frohen Festtage, einen guten Rutsch und viel Spass im nächsten Jahr beim Lesen.