Der Beagle, ein Familienhund?

Es ist mir klar, dass ich mich mir mit diesem Blog eventuell keine Freunde machen werde. Es ist ein wenig augenfällig, dass der Beagle immer mehr Freunde gewinnt (was ich prinzipiell natürlich wunderbar finde). Aber ich finde, er wird ein bisschen zu sehr als Familienhund angepriesen.

Beagle sind Meutehunde, sie sind wenig agressiv, sie sind bunt wie eine Kuh und sie sind die besten Kumpels. Damit sind sie eigentlich perfekte Familienhunde.

Auf der anderen Seite sind sie frech, eigenständig, sie jagen, wenn ihnen langwilig ist, sie räumen auf, wenn sie zu lang allein sind, sie brauchen Beschäftigung und vorallem, sie brauchen einen Vorgesetzen, der den Ton angibt. Die anderen Vorgesetzten müssen sich daran halten. Der Hund darf nicht ins Bett, dann darf der Hund nie ins Bett. Das hört sich immer alles so locker flockig an. Aber es ist unglaublich schwer.

Nehmen wir mal meine über alles geliebte Familie. Da ein Teil gerade keinen Hund besitzt, wird Lotte dort besonders verwöhnt. Es ist nicht gerade einfach seiner eigenen Schwester auszureden, dass der kleine süsse Hund nicht die Reste vom Teller lecken soll, während er auf dem Schoss sitzt. Oder dem Vater zu verbieten, dass der Hund nicht die Eisreste aus der Schüssel lecken darf. Leider stosse ich immer wieder auf taube Ohren. Bei mir ist das noch so halbwegs in Ordnung, Lotte ist sonst wirklich gut erzogen, zu Hause würde sie so etwas nie dürfen, weil Simone vermutlich in manchen Dingen noch konsequenter ist als ich. Sie weiss also, dass sie bei der Restfamilie bestimmte Benefits geniesst, die sie zu Hause nie fordern würde. (Das, was oben beschrieben ist, passierte übrigens wirklich... Es ist wie bei Enkelkindern, sie haben sie nicht allzu oft und wenn sie da ist, dann wird sie hemmungslos und ohne Rücksicht auf meine Erziehung verwöhnt...)

Meine Familie mag in Hundedingen besonders ungezogen sein. Aber besonders in Familien mit kleineren Kinder könnte so ein Beagle ziemlich viele Schlupflöcher finden, der Vater, der gestresst abends nach Hause kommt und der einfach einen Kumpel braucht, der nicht auf ihn einredet und vielleicht ein bisschen spielt. Männer sehen spielen mit Hunden aber eher als raufen an und sagen dann halt auch nichts, wenn das Hundi dann doch mal in die Finger beisst. War ja nur einmal. Macht ja nichts, nicht schon wieder schimpfen und Stress. Aber der Hund hat eigentlich den ganzen Tag gelernt, dass er nicht in die Finger beissen darf.... Bei Papa darf er das halt. Der Hund ist nur schon bei dieser kleinen Sache völlig verwirrt.

Weiter geht es bei der Hundeschule, das ist schon anspruchsvoller. Wir bekommen jede Woche Hausaufgaben, ich ache sie natürlich geflissentlich jeden Tag mit Lotte. Oder so.... Natürlich machen wir es nicht jeden Tag, aber ich versuche es wenigstens. Ich versuche auch jeden Tag konsequent zu sein, was mir leidlich gut gelingt, deshalb hört die Maus ja auch so gut. Ich stelle mir jetzt Mami während der grossen Sommerferien vor. Die Kiddies sind den Tag lang zu Hause, Stress ist vorprogrammiert. Die Kids wollen ja schliesslich beschäftigt werden. Die Übungen mit dem Hund werden jeden Tag ein bisschen nachlässiger gemacht. Gerade Beagles, die Konsequenz nur dann glauben, wenn sie auch wirklich immer angewendet wird nehmen das früher oder später als guten Anlass es mit dem Rückruf nicht ganz so genau zu nehmen und zwitschern vergnügt eine Stunde durch den Wald ab. Am besten während der Leinenzwang Zeit. Das macht der Hund vielleicht dreimal und danach ist er erstmal für ziemlich lange Zeit an der Leine...Etwas, was in meinen Augen dem Beagle nicht entspricht. Lotte hasst die Zeit an der Leine im Wald jetzt schon, was ihr nicht verübeln kann und ich gehe im Augenblick zu so unmöglichen Zeiten wie 5.30 morgens raus, damit sie ihren Freilauf hat-ohne Sheriff im Wald. Sonst mit ultralanger Schleppleine, aber damit stehe ich bei uns im Wald allein auf weiter Flur. Die meisten Hunde fristen ihr Sommerdasein an einer Flexleine. Aber ich schweife ab. Mami kann man es doch nicht verübeln, sie hat ihre Kids zu Hause, eigentlich wollte der Vater den Hund und sie liess sich nur breitschlagen, weil Beagle richtig süss sind und einfach aussehen.

Worauf ich hinaus will. Wenn sich eine Familie für einen Beagle entscheidet ist es sicher sehr clever, wenn sie mindestens ein Familienmitglied schon gute Erfahrung mit Hunden hatte. Ausserdem sollten alle an einem Strang ziehen. Beagle sind süss, aber nicht einfach. Sie sind die besten Kumpel, aber um das zu sein müssen sie auch wissen, wie es geht. Ich wünsche jedem Kind, dass es mit einem Hund aufwachsen kann. Ich habe unsere Familienhunde über alles geliebt und ich finde nach wie vor, dass in jede Familie ein Hund gehört. Ich würde einfach bei bestimmten Rassen aufpassen. So ein grosser Schweizer Sennenhund ist zwar riesig, aber unglaublich freundlich, er passt auf, er ist knuddelig, auch ein riesen Kumpel. Ausserdem ist er zum Auspassen von Haus und Hof gemacht, was in einer Familie auch gut ankommt. Ich muss natürlich dieses Beispiel bringen, aber Lady würde viel eher zu einer jungen Familie passen. Auch hier gibt es Tücken, ein Hund, der bewacht, bewacht auch schnell mal die Kinder, oder sein Futter. Die Rangordnung muss klar sein. Aber Lady verlangt nicht wie Lotte nach "Kopfarbeit", sie macht es ganz gerne mit, guckt gerne zu. Aber eine Runde im Garten schlafen ist auch in Ordnung. Sie ist ein Ruhepol in der Familie, eine grosse, ruhige Hündin, die das Vertrauen der Menschen ganz schnell gewinnen kann, sie passt auf ihr Haus auf, liebt Streicheleinheiten. Sie hat sich ein bisschen selbst erzogen und hat auch ihre Menschen ein bisschen erzogen. Regeln nimmt sie an. Lady würde nie die Treppe hinaufgehen, um zu schauen, was oben ist. Sie durfte das nie, also akzeptiert sie das. Lotte hingegen rennt die Treppe hoch und klaut sich den Kleber aus dem Arbeitszimmer. Lotte geht auch in den Keller, Lady würde das nie tun.

Ich möchte nicht vor dem Beagle warnen, ich werde vermutlich nicht mehr umsteigen und immer einen an meiner Seite haben. Aber wenn ich Kinder habe, werde ich ganz sicher als Kinderhund noch einen grossen Schweizer mitlaufen haben. Die Ruhe, die von ihnen ausgeht ist einfach gut. Beagle sind einfach anders, sie sind auch Familienhunde, aber  man sollte es sich wirklich gut überlegen. Sind Zeit, Musse, Konsequenz, Wille und Mut für ein nächstes erstes Kind da? Beagle sind wie erste Kinder, vielleicht finde ich sie deshalb so cool, weil ich auch ein erstes Kind bin. Sie brauchen Aufmerksamkeit und eine extra Portion Beschäftigung. Sie machen Blödsinn, wenn Mami sich mit den anderen Kids beschäftigt. Oder braucht die Familie ein drittes Kind, was sich nebenher selbst erzieht und die Regeln des Hauses nur wenig austestet?
Dann wäre eine andere Rasse empfehlenswerter.

Ich will nicht prinzipiell abraten, aber mir kam die Idee zu diesem Eintrag als ich mit Lotte reiten war. Mir kam eine Frau mit Hund an der Leine entgegen, Lotte lief frei. Ich rief sie selbstverständlich zu mir, nahm sie an die linke SEite und liess sie abliegen. Neben Nic. Logisch. Dachte ich mir. Aber die Frau war baff erstaunt. "Endlich mal ein Beagle, der auch wirklich hört." Ich war ein bisschen verwirrt, da ich weiss, dass es einige Familien mit Beaglen dort oben gibt, die mir bis jetzt nicht grossartig negativ aufgefallen waren. Ich fragte nach und sie erzählte mir von eben jenen Familien, die zum teil offenbar doch ein wenig überfordert sind. Es gäbe nur wenige Beagle, die wirklich folgen würden. Naja, ich denke, dass sie übertreibt, oder ich hoffe es wenigstens. Bei uns im Hundesport gibt es zwei Beagle und beide hören perfekt. Aber eben, es hat mir inspiriert. Zumal im Augenblick einige Würfe verkauft werden und es immer wieder Menschen gibt, die schon nach kurzer oder auch nach längerer Zeit ihren Hund zurückgeben, weil sie überfordert sind.
Man sollte sich den ersten Familienhund nicht unbedingt nach Grösse oder Aussehen (oder beidem, Beagle sind einfach echt mega Knuddels)  aussuchen, sondern nach dem eventuellen Charakter. Bei einem Rassehund ist das einfacher zu bestimmen als bei einem Mischling. Natürlich kann es wie bei Lotte sein, dass der Hund von einigen Merkmalen abweicht. Beagle sollen offenbar verfressen sein, Lotte macht morgens 4 Runden um ihren Napf, Äpfel frisst sie gar nicht (Moritz hätte dafür Rumba getanzt), Leinbits (Pferdeleckerli) nur im Stall (vermutlich dann auch auch Fressneid), Magerquark ist auch ein bisschen iiih, aber mit was dring gehts, Paprika, never... Dafür gehen Dinge wie Schokolade, Eis, Süssigkeiten aller weiterer Couleur ganz gut. Darf sie aber nicht. Ok, manchmal gibts ein Stück Keks oder so und die Eisbecher durfte sie heute auslecken. (Jaja, ich bin eben auch nur ein Mensch... ) Fleisch findet sie super. Am liebsten Rinderfilet. Ist mir aber zu teuer, sorry Lotte.

Zum Thema Blödsinn, als ich heute anfing zu schreiben lag Lotte ganz gemütlich auf ihrem Platz unid schlief... Ich habe nicht aufgepasst, weil ich mit Schreiben beschäftigt war und was passiert? Die kleine Ziege zerbeisst das Kabel unseres Bügeleisens. Es waren vielleicht 10 Minuten und diese Kabelzerbeissgeschichte hatte ich innerlich schon lang ad acta gelegt. Wie dem auch sei, das erste Kind ruft. Es geht  zur Hundeschule. :-)

Ich habe des öfteren darüber nachgedacht, warum Hunde ein derart kurzes Leben haben, und bin zu dem Schluss gekommen, dass dies aus Mitleid mit der menschlichen Rasse geschieht; denn da wir bereits derart leiden, wenn wir einen Hund nach zehn oder zwölf Jahren verlieren, wie groß wäre der Schmerz, wenn sie doppelt so lange lebten?
(Walter Scott)