Die Welt ist soooo gross. Was wir bisher gelernt haben.

Die Erlebnisse, die man mit einem kleinen Hund hat sind zu schön, zu einzigartig und zu speziell, um sie einfach für sich zu behalten. Deshalb wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Nun habe ich am 24. Dezember mein kleines Beaglemädchen aus Anwil abgeholt. Nachdem ich die Familie Roth (Beaglezucht vom Ammeler Forst) zweimal in der Woche genervt habe mit ewigen Besuchen und wahnsinnig vielen Fragen. Denn, Beagle sind eine Herausforderung. Für die einen sind Beagle das personifizierte Böse (vorallem alle die, die im Wald unterwegs sind... Diese kleinen bunten Dinger haben eine verdammt gute Nase und einen ausgeprägten Jagdtrieb) für die anderen der perfekte Hund (lustig, verspielt, intelligent, ohne Agression). Ich liebe Herausforderungen. Also, Beagle.

Schon im Auto wurde klar, dass dieses kleine Mädchen mir viel Spass bereiten würde. Statt Abschiedsschmerz von Mutter und Geschwistern beschwerte sie sich lauthals über das unfaire Halten auf dem Schoss. Sie hätte das Auto nur zu gern erkundet.

Zu Hause angekommen war es, wie mir Jeanette (die Hundemami) prophezeit hatte, von Angst keine Spur, unsere Wohnung gehörte vom ersten Tag an dem kleinen Wurm. Anfangs hatte ich wirklich Sorge, dass sie sich vor dem fiesen Sitzsack fürchten könnte, der ist gross, dunkel und raschelt ganz laut. Diese Sorge war völlig unbegründet, denn mittlerweile ist dies ihr Lieblingsspiel- und -schlafplatz im Wohnzimmer.

Wie schon erwähnt, dieses kleine Mädchen kommt aus Anwil, ein Dorf im Oberbaselbiet, das nicht über eine Tram im Garten verfügt. Ganz anders hier in der grossen Stadt, genau vor unsere Tür fährt das Tram. Angst vor dem Ungeheuer? Keine Spur! Ich muss sagen, ich war tief beeindruckt. (An dieser Stelle muss ich nochmal anmerken, dass die Welpenstube für einen Hund sehr wichtig ist. Die Zuchtstätte vom Ammeler Forst bereitet die kleinen Zwerge wirklich perfekt auf das spätere Leben vor.) Lotte erstaunte mich noch mehrfach an diesem Tag mit ihrer völlig gelassenen Art, Angst vor irgendetwas? Fehlanzeige. Autos, Kinderwagen, Kinder darin und darum, Velofahrer... Alles geballt, aber ich konnte es beim besten Willen auch nicht ändern, schliesslich wohne ich mitten in der Stadt. Und Lotte jetzt auch.

24. Dezember ist ja traditionell der Abend, an dem man sich mit der Familie trifft. Na klar, also wurde Lotte eingepackt und auf gings zu den "Hundegrosseletern", wo auch gleich die Geschwister, Paulina und Quina, zwei Bolonka Zwetna Teenagermädchen warteten. Anfangs war Lotte sehr beeindruckt von den ausgesprochen lauten Spiel dieser beiden Gören, was aber nicht lang anhielt. Sofort rein ins Gewusel und mitgespielt.

Ich willl nicht verheimlichen, dass die nächsten paar Tage sehr aufreibend waren. Einem jungen Hund in einer Etagenwohnung die Stubenreinheit näher zu bringen, während es draussen saukalt ist, ist eine Aufgabe der besonderen Art. Wirklich! Nach jeder Aktivität (Spielen, Essen, Schlafen, Gucken, .... ) habe ich mir diesen kleinen Hund geschnappt, Treppe runter, nach hinten auf das kleine Rasenstück und gewartet. Denn durch diesen Stress mit Treppe runter und dann diese vielen neuen Eindrücke hat die kleine Dame öfter mal vergessen, warum wir eigentlich auf dem Rasen waren. Das braucht Nerven, denn ich habe immer so lang gewartet, bis auch wirklich das Geschäft gemacht war. (Resultierend daraus jetzt eine dicke Erkältung. Schliesslich ist man nicht immer sofort perfekt und der Witterung angepasst angezogen. Heisst, es kann verdammt kalt werden.) Dafür kann ich jetzt die "Lorbeeren" ernten. Es klappt natürlich noch nicht 100%, aber mit einem Minibach am Tag in der Wohnung kann ich nach 5 Tagen sehr gut leben. :)

Ansonsten macht es mit bis jetzt unglaublich viel Spass mit diesem jungen Ding zu leben, Lotte hat schon jetzt die schönste Hundeeinstellung die es gibt. Die Welt ist nämlich nur für ihr eigenes Amusement erfunden worden.

In meinen Augen muss jeder Hund eine nervig, nette Verzogenheit aufweisen, bei Mo (meine wunderbaren, viel zu schnell von mit gegangenem Labradorrüden) war das das ewigen Schlabbermaul, was an allen verfügbaren Hosen abgeputzt wurde, Lotte wird vermutlich ein notorischer Schosslieger. Zugebenen, ich finde das gar nicht schlimm. Sobald ein verfügbarer Schoss in der nähe ist krabbelt das kleine Ding da drauf und ist tötlich beleidigt, wenn sie sich dort nicht zum Schlafen einrollen darf. Am liebsten schläft die Dame aber abends auf Simone oder mir, denn Menschen sind anatomisch korrekt geformte Hundekissen mit Einbauheizung.

Bis auf diese kleine alberne Ungezogenheit (die ich, wie man unschwer merkt, unterstütze, weil ich sie viel zu nett finde um sie abzugewöhnen) lernt Lotte aber das ganze Hundeeinmaleins, und sie lernt schnell und wahnsinnig gern. Vorallem, weil es dafür etwas zu Fressen gibt. Aber auch sonst wird die Welt gern erkundet.
Zu meinem Leidwesen auch bei unserem (bisher einzigen) Nachtgang, da schlurft man nachts hinter diesem kleinen Ding her, nichtsahnend auf das erlösende Piesel wartend, da wird die Dame ganz aufgeregt an der Leine und schwupp! läuft eine Ratte vor uns her, Lotte hinterher. Zum Glück war die Leine dran. Wir jagen unerschrocken im zarten Alter von 10 Wochen Ratten hinterher. Jagdhund, wie er im Buche steht. Die Schleppleine liegt bereit.

Da sie ja offensichtlich keine Angst vor anderen Arten (Menschen, Ratten, Chihuahuas, Hunden) hat, haben wir gleich eine andere, für mich ausgesprochen wichtig Rasse kennengelernt. Pferde. Die machen dann aber schon ziemlich Eindruck. Aber nicht lang, denn besonders im Stall ist immer ein Schoss in der Nähe, auf den man sich verziehen kann. Aber von Angst keine Spur. Lotte hüpft schon nach dem zweiten Besuch ziemlich entspannt um ihren grossen Freund Nic herum. Zum Glück ist dieses Pferd so wahnsinnig nett, er weiss genau, wo sich dieses kleine Ding befindet, das ihm die Aufmerksamkeit stiehlt, ist wahnsinnig aufmerksam und würde niemals auch nur einen falschen Schritt in ihrer Gegenwart setzen. Wir sind so weit, dass Lotte sich (in Ermangelung eines Schosses) in meine Jacke kuschelt, wir gemeinsam auf das Pferd aufsteigen und eine Runde reiten gehen. Derweil schläft das kleine Ding. Ponykinderexpress mal ganz anders.

Zwischen den Zeilen ist wohl unschwer mein riesiger Stolz zu entdecken. Ich habe schon jetzt einen Narren an diesem Zwerg gefressen, ich freue mich auf jeden weiteren Tag mit meiner kleinen Lotte.

Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht. - LOUIS SABIN