Eigentlich wollte ich diesen Blog endlich mal den vielen guten Menschen um Lotte und mich widmen, aber ich bin diese Woche unfreiwillig wieder einmal über ein anderes Thema gestolpert, was mich immer, wenn ich es sehe, zutiefst berührt.
Alle Personen im meinem näheren und weiteren Umfeld wissen, wie sehr ich an meinem Hund hänge, wie sehr ich dieses kleine Mädchen hege und pflege und wie es mir Kopfschmerzen bereitet, wenn es ihr nicht gut geht. Lotte ist ein Kinderersatz für ein Kind, das ich noch gar nicht haben möchte. Sie fehlt mir, auch wenn sie nur einen Tag nicht bei mir ist. Ja, ich habe einen Knacks. Vollkommen richtig und ich gebe das auch gerne immer wieder zu. Ich habe diese Aufgabe aus vollem Herzen übernommen und ich lebe und liebe sie meist. Manchmal auch nicht, aber das hat meist eher mit äusseren Umständen zu tun, als mit Lotte selbst. (Regen, Schnee, Hagel, Gewitter...manchmal auch stressige Arbeitsschichten)
Sie ist ein Teil in meinem Leben. Alle meine engeren Freunden gehen so mit ihrem Tieren um. Warum wohl fällt es jemanden in meine nächsten Umfeld so schwer ein Jahr die Heimat zu verlassen? Es liegt nicht etwa daran, dass sie ihren Hausstand aufgeben muss, oder sie ihre Freunde für ein Jahr verlässt. Es liegt nicht daran, dass sie nochmals lernen muss und sich auf ein Studentenleben einstellen wird. Nein, ihr grösster Stress ist ihr Pferd. Natürlich gibt es andere Personen in ihrem Umfeld, die sich um ihr Pony kümmern werden, aber ich denke, es geht ihr einfach darum, dass sie die Zeit mit ihrem Pferd vermissen wird. Sein Gesicht, wenn sie kommt, sein Blick, wenn man über ihn redet, seine Mimik, wenn er etwas haben will. Er ist einzigartig. So einzigartig und sie tief verbunden mit ihrem Leben, dass sie alles andere in ihrem Leben mühelos weggeben würde und ihre dieser Schritt am schwersten fallen wird.
Und dann gibt es die andere Seite der Medaille. Menschen, die sich ohne Sinn und Verstand einen Hund kaufen und ihn dann früher oder später abgeben. Ich kann diese Haltung nicht nachvollziehen. Ein Hund bereichert unser Leben, natürlich ist er manchmal auch anstrengend. Zwei Stunden am Tag spazieren gehen ist halt einfach ein Zeitfaktor, den man im Auge haben muss. Aber auch einfach nur ein kleiner schnarchender Beagle im Arm, während man Blog schreibt und einem der Arm einschläft, weil man krampfhaft versucht, dem Hund beim Schlafen nicht im Weg zu sein. Ja... Diese Viecher sind manchmal schon ganz schön anstrengend.
Ich verstehe Menschen, die ihre Hund nicht mehr halten können, weil ihnen etwas schreckliches zugestossen ist, weil sie kein Umfeld haben, dass sich für eine kürzere oder längere Zeit um den Hund kümmern kann. (Ich hoffe und ich denke ich bin in der glücklichen Situation ein solchen Umfeld zu haben...).
Aber ich kann nicht verstehen, wie man ein Tier, dass Menschen besser lesen kann als unsere nächsten Verwandten einfach abschieben kann wie ein altes Kleidungsstück und wie man es anderen Menschen überlässt sich um dieses Tier zu kümmern. Es geht um einen grossen, wuscheligen, unglaublich lieben Hund, der einfach von seiner Familie abgeschoben wurde. In diesem speziellen Fall. Ein Neufundländerhündin, 7 Jahr alt. Ein Schatz, lieb, anhänglich. In einer Ferienpension abgegeben und nie wieder abgeholt. 7 Jahre war dieses Tier ein Teil der Familie. Offenbar einer furchtbaren Familien, denn dieser Hund kannte weder Kauknochen noch ausgiebige Streicheleinheiten. Wir fragen und manchmal, ob wir unsere Tiere, seien es Hunde oder Pferde überfordern mit unserem Programm, was wir ihnen bieten. Ich vermute, dass wir uns in den meisten Fällen viel zu viele Sorgen machen. Manchmal brauchen Hunde einfach jemanden, der da ist. Wenn man Menschen mit ihrem Hunden betrachtet, dann ist eins einfach offenbar, sie passen sich perfekt an. Hunde wollen mit ihren Menschen sein, egal, ob das heisst, dass sie einfach mit in einem Restaurant an den Füssen liegen (will auch geübt sein, braucht aber weniger Geduld als man denkt) oder ob sie in der Hundeschule Spass haben. Wir haben eine alte Frau bei uns Quartier, die an Gehstöcken geht, sie geht jeden Tag mit ihrer Hündin spazieren, es ist nicht sehr weit, aber für die Hündin ist das offenbar in Ordnung.
Wie kann man so egoistisch sein und einfach wieder einmal nur die beste Lösung für sich suchen, wenn das Tierlästig wird. Man nehme die einfachste und billigste Lösung und weg war das Tier?
Das Hund, die ohne Menschen aufwachsen Verhaltensstörungen zeigen ist den wenigsten Menschen wirklich bewusst. Viele Menschen wissen heute, dass Hunde uns Menschen gut tun, Hundehalter sind gesünder, fitter, sind weniger anfällig für Adipositas und Herzkreislaufkrankheiten. 30% der Hundehalter fühlen sich rundum gesund. Während das nur 14% der Nichthundehalter von sich behaupten. Hundehalter sind belastbarer und können, mit ihren Hunden an der Seite Probleme wesentlich stressfreier lösen, als ohne Hund. Ich könnte diese Listen ellenlang weiterführen, es gibt bisher wenig Forschung, die zeigt, wie sehr unsere Haushunde vom Menschen abhängig sind. Aber die Ergebnisse sind sehr spannend. Hundewelpen ohne menschlichen Bezug sind kränker, weniger clever und zeigen Verhaltensstörungen. Wie sehr muss nun also ein Hund leiden, der zwar vielleicht unter schlechten Bedingungen in seiner Familie gelebt hat, aber der seine Familie dennoch geliebt hat. Denn die Art, wie unsere Hunde mit uns umgehen kann man in den allermeisten Fällen als liebevoll bezeichnen. So wie Lotte mir gerade durchs Haar pustet, weil sie ihren Platz unter meinem Arm gegen den auf meinem Sofakissen getauscht hat. Sie könnte auch sonstwo liegen, aber sie braucht zwischendurch einfach Körperkontakt. Es ist dabei auch egal, ob ich Blog schreibe, Fernseh gucke oder ein Buch lese. Sie legt sich dazu und da ist sie. Ohne Rücksicht auf meine Sichtverhältnisse, oder die Bequemlichkeit meinerseits. Ob mir der Arm einschläft ist Lotte ziemlich wurst. Hauptsache sie liegt warm und sicher, ich werde meine überlangen Extremitäten wohl darum wickeln können. Und wenn nicht, dann selber schuld. Da ist Lotte schon eher eine Diva, könnte aber auch einfach nur daran liegen, dass wir sie dazu gemacht haben...
Wie dem auch sei. Jetzt kommt auf meine Familie vermutlich (es ist noch gar nichts entschieden, aber eben, wer weiss...) eine grosse Aufgabe zu, die eben genannte Neufundländerhündin hat den Weg zu meiner Mama gefunden. Einzug ins Hundeeldorado, besser kann es einem Hund vermutlich nicht gehen. Lotte kommt ja auch ab und an in den Genuss, während die Besitzerin die Vorzüge des Hotel Mama geniessen kann. Nirgendwo könnte es einem Hund besser gehen. Der Garten ist riesig, eingezäunt und mit Hundeecken ausgestattet, Spielzeug, Badeteiche zur Abkühlung, der Essenservice ist umwerfend, da wird gekocht, es gibt nur das hochwertigste aller Futter zu fressen. (Lotte frisst dort auch wirklich alles, was sie zu Hause nur mäkelig oder gar nicht nimmt..) Medizinischer Service zu allen Tages- und Nachtzeiten, Streicheleinheiten, persönlicher Bespassungsservice, alles inklusive.
Die ehemaligen Besitzer der Hündin werden vermutlich keinen Rappen an Unterhaltskosten übernehmen, warum auch, die Verantwortung sind sie ja erstmal los. Aber einen 7jährigen Hund nachträglich zu versichern ist wahnsinnig teuer, wenn Hunde krank werden, dann meist ja nicht in den ersten Jahren ihres Lebens, sondern erst später. Je grösser der Hund, umso höher die Kosten. Die Anschaffungskosten spielen im Leben eines Hundes die geringste Rolle. Aufgerechnet kostet das Leben eines durchschnittlichen Golden Retrievers 23`000 €, ohne Anschaffungskosten. Diese Kosten fallen aber sicher nicht in den ersten fünf sondern in den späteren Lebensjahren an. Soll man nun einen solchen Hund übernehmen? Die Besitzerin der Hundepension würde die Hündin ohne weiteres zurücknehmen, die Frage ist aber viel eher, ob eine hundeverrückte Familie wie wir es sind diesen Hund zurückgeben möchte oder kann. Ich hoffe sehr, dass wir eine Lösung finden können, damit es der Maus gut geht. Natürlich würde ich mir für sie wünschen, dass sie ihren Lebensabend im Hundeeldorado verbringen darf. Aber es steht natürlich die Frage der Kosten dagegen, nicht umsonst sind die Versicherungsprämien exorbitant hoch für alte Hunde dieser Grösse. Es ist eigentlich auch nicht unsere Aufgabe uns diesem Tier anzunehmen, aber wessen Aufgabe ist es eigentlich? Die der überfüllten Tierheime, die überlaufen vor alten Tieren, die niemand mehr will, eben weil sie alt sind? Privatpersonen, die ihren Lohn für anderer Leute Tiere aufwenden, weil sie einfach ein grosses Herz haben? In meinen Augen müssten Menschen, die ihre nicht mehr haben wollen, trotzdem die finanziellen Anteile des Tieres weiter tragen. Wenn ich Lotte heute abgeben müsste, würde ich ihr weiterhin ihre Krankenversicherung bezahlen, denn das Glück, was sie mir bis jetzt geschenkt hat ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Und mir steigen die Tränen in die Augen, wenn auch nur darüber nachdenke. Ich glaube würde mein halbes Leben auf den Kopf stellen, damit ich Lotte bei mir haben kann. Leider haben offenbar nicht alle Menschen ein so grosses Herz, oder wenigstens so viel Verstand.
Hunde haben alle guten Eigenschaften der Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.
Friedrich der Grosse
So sieht Blogschreiben mit Hund übrigens aus... :