In meinem Bekanntenkreis gibt es immer mehr Hunde, woran das wohl liegen könnte? Eine gute Freundin von mir geht morgen zum ersten Mal den Wurf Lagottos anschauen, von dem sie sich einen Rüden wünscht. Natürlich muss ich bei solchen Gelegenheiten immer daran denken, wie ich meine Lotte kennengelernt habe.
Ein kleines, fiepsendes Eufelchen, das gar nicht damit einverstanden war, dass sie aus der Wurfkiste gehoben wurde und irgendeinem komisch riechenden und offenbar ganz und gar nicht zum Rudel gehörenden Menschen unter Nase gehalten wurde. Ich war hin und weg von diesem Tier. Von da an habe ich sie oft besucht, wahrscheinlich so oft, dass ich meiner Züchterfamilie so richtig auf den Keks gegangen bin. Ich habe die Tage gezählt, konnte es kaum erwarten diesen kleinen Hund auf dem Arm zu halten und mit nach Hause zu bringen. Damals wusste ich noch nicht, dass es nicht lang unser zu Hause sein sollte und wir später ein viel besseres für uns finden würden.
Ich habe mir so viele Gedanken gemacht, jeden Tag aufgeschrieben, was ich mit meinem Hund alles tun wollen würde, was ich alles beachten wollte. Ich habe mir generalstabsmässig durch alle Beagleforen gelesen und war der Meinung auf alles vorbereitet zu sein.
Aber jedes Tier ist anders, ich hätte nie damit gerechnet, dass ich eine jagende Dreckschweindiva, die sich niemals auf den Boden legt, bekommen könnte. (Wir wünschen uns eine marys nap Reisetasche...)Ein anhängliches Wesen, das mit jedem Monat, den sie mit mir lebt andere Hund noch weniger neben sich akzeptiert und ich damit schweren Herzens wohl Einzelhundbesitzerin bleiben werde, sie findet andere Hunde nett, aber irgendwann reicht es. Sie fordert ihre Privilegien ein oder verkloppt die anderen Hunde, bis sie ihre Körbchen zurückerobert hat. Ihr ist es ja schnurz, ob die anderen auf dem Boden liegen. Es gab Momente, in denen ich mit diesen sturen Etwas überfordert war, aber ich habe viel gelernt.
Alles das wusste ich in diesem ersten Augenblick nicht, ich konnte es erahnen. Ein Welpe ist wie ein Baby und ich bin der Meinung, auch wenn wir das nicht wollen, wir binden unser Herz an unsere Tiere, vielleicht nicht wie bei Kindern, aber nahe dran. Wenn Eltern verzückt vom Geruch ihrer Kinder sprechen, dann schmunzle ich, weil mir unvermittelt Lottes Stinkfüsse in den Sinn kommen. Sie stinken wirklich und sie sind Hundehobbitfüsse, mit sooooo viel Fell dazwischen, dass ich es manchmal schneiden muss, aber für mich riechen sie nach meiner Lotte. Wir sind wirklich ein mad team, ich kann mir nicht mehr vorstellen ohne sie zu sein. Ich war gerade eine Woche ziemlich krank im Bett, wäre ich allein in der Wohnung gewesen, ich hätte sicher die Wände angekratzt, so habe ich meinem Hund ab und zu etwas vorgelesen und die fünf Tage Zweisamkeit genossen. Sie durfte sich mit aufs Sofa kuscheln und ich bin sicher, ohne sie wäre ich nicht so schnell wieder fit geworden. Vielleicht ist das alles auch einfach nur Einbildung und vielleicht habe ich den Knall, den mir manche Menschen nachsagen, aber ich habe ihn gern. Dieses warme, weiche Wesen, das sich gerade in mein Bett geschlichen hat und sich dich an mich ankuschelt, hat mein Hundeherz erobert und gewonnen.
Ich hoffe, dass ich sie ganz lang in meinem Leben behalten darf, denn auf der anderen Seite ist der Hund eines Freundes gerade unvermittelt und brutal aus dem Leben gerissen worden. Wann immer ich daran denke, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Mit drei Jahren auf dem Spaziergang todgebissen, welche Bestie ist dazu fähig? Auch so etwas ahnt man nicht, wenn man seinen Hund zum ersten Mal auf dem Arm hält. Ich kann nur erahnen, wie schrecklich ein solches Erlebnis sein muss. Ich habe schon zwei Hunde gehen lassen müssen, nur der Gedanke daran tut weh.
Hunde schaffen es, sich in unser Herz zu schleichen, sich auf dem Diwan des Lebens einen Ehrenplatz zu erkämpfen und mit jeder Stunde, jedem Spaziergang, jedem Monat, jedem Jahr wachsen sie einem stärker an Herz, vergrössern es pathologisch und geben dem Leben einen anderen Blickwinkel.
Wer sonst, ausser Hundehaltern, ist jeden Tag im Wald, spricht mit gross und klein, hat immer etwas zu plauschen, macht sich zum Affen und ist trotzdem glücklich dabei? Wer hat die Taschen voll klebriger Leckerli, durchgeschlabberten Beisswürsten, Hundetüten, Futterbeutel, kleinem Arzneiset (es kann immer etwas passieren! inkl. Sterilium), Messer, Taschenlampe (extra hell), einer Pfeife und natürlich dem absoluten Highlight, einem Clicker! Das sind nur die Dinge, die sich gerade in meiner Barbourjacke befinden. Ausgenommen der Leckerli, die sind im Leckerchensack. Andere Menschentragen diese Jacken als Fashionstatement, für mich sind sie ultimativ praktisch...
Diese kleinen Hundebündel bringen einen zu solch drastischen Massnahmen und sie bringen einem bei, dass es Momente gibt, in denen es einfach egal ist, wie man aussieht. Lotte musste so oft pieseln, dass ich irgendwann nur noch die Barbourjacke übergeworfen habe, dicke Schuhe an die Füsse gezogen habe und im Schweinsgalopp runter bin. Seit dem gehe ich auch ganz entspannt in Schluffklamotte spazieren, das hätte ich mir vor diesem dreifarbigen Wundertier auch nicht träumen lassen.
Trotz aller Worte lässt sich das Gefühl für meinen Hund nicht in Worte fassen, Liebe ist nicht richtig, ich liebe sie nicht wie meinen Freund oder meine Schwester oder meine Eltern. Verbundenheit auf eine sehr intime Art und Weise, ich weiss, dass sie mich lesen kann, wie ein Buch. Sie reagiert auf mich, wie ein Seismograph, manchmal sagt sie mir, wie es mir geht, bevor ich es weiss. Sie trägt es mit Fassung. Ich kenne ihre schwachen Tage und ihre Schwächen.
Es gibt Menschen, die möchte ich anschreien und ihnen sagen: "Kauf dir einen Hund, dann lernst du dich endlich selbst kennen!" Nur bei ausgeprägtem Egomanen klappt das nicht, auch das musste ich leider erfahren.
Und die Reise für Lotte und mich begann erst richtig, als ich ihr Moritz erstes Welpenhalsband anzog, sie auf den Arm nahm, mich ins Auto setze, Angst hatte, dass sie Angst haben könnte und Lotte stattdessen lieber das Auto zusammenbrüllte (schon Beaglewelpen heulen eher, als dass sie bellen), weil sie schon da lieber auf Erkundungstour gegangen wäre, als auf diesem nervigen Schoss sitzenbleiben zu müssen. Im Nachhinein ist mir klar, sie war schon da der perfekte Hund für mich. So many things to do, so many people to see, so many places to visit.