Agilitytraining!!

Hell yeah! Wir habens getan, wir gehen, wie so viele andere Menschen auch, ins Agility.
Und das kam so:
Agility? So ein Blödsinn, meine Einstellung zu diesen durchgedrehten Border Collies, die sich kaum beruhigen können, wenn sie ein Hindernis sehen. Die sich fast umbringen beim Versuch einen Tunnel zu durchfliegen, und dann die Menschen erst! Jedes Wochenende im Camper bei anderen Meetings? Die sind doch völlig durchgedreht. CRAZY! Agilitymenschen sind fast so schlimm wie BARFER. Ich habe sie mit ihren kläffenden Kötern, wenn sie auf dem Platz neben uns trainiert haben, gekonnt ignoriert und Lotte hats auch nicht weiter gestört. Die Viecher drehen auch immer so auf, wenn sie auf den Platz kommen, schrecklich.

Bis, ja, bis... wir einmal diesen vermaledeiten Parcours ausprobieren durften, weil unsere Agimannschaft (sprich: Aschi, nicht Arschi) bei Regen den Platz nicht betritt (bisschen Weicheier, aber das ist auch nur eine Plauschgruppe). Was sich da herausstellte war erstaunlich. Lotte hatte mitnichten die Agimannschaften ignoriert, nein, sie hatte offenbar intensiv zugeschaut (ist mein Hund multitaskingfähig?) und nur auf ihren Einsatz gewartet.

Lotte fegte über den Parcours wie eine Wilde, Tunnel, Sprung, Sack, Reifen, furchtlos, wie mein Beagle eben ist, drüber, drunter, YEAH! Der Spass stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Ich war baff. Nicht doch, wir wollten doch Fährten, DiscDogging und Underdogsport betreiben, Dinge, die nicht alle machen, wie Agi.
Ein Trainingspartner von mir, dessen Frau mit deren Hunden (eingefleischte Agi Menschen besitzen mehr als einen Hund) Agi betreibt, sah zu und erkannte gleich das Potential, er zeigt uns einige kleine Dinge, und Lotte war Feuer und Flamme!
Ehrlich gesagt, mir hat es auch bombig Spass gemacht, es ist schon cool, wenn man sieht, wie der eigene Hund abdrücken kann und dann auf einmal springt, wie eine Gazelle, furchtlos durch den Tunnel rennt, um des Rennens Willen, nicht, weil sie nachher ein Leckerchen bekommt.
Er gab mir also die Adresse einer Trainerin, widerwillig nahm ich sie an, ignorierte sie ein paar Tage auf meinem Handy. Das konnte doch nicht wahr sein! Einen Agihund?!?

Wir liefen in der folgenden Woche nochmal über den Parcours, nur um sicher zu gehen, dass die Trulla auch wirklich, wirklich Spass daran hat und nicht aus Feuereifer, weils mal was anderes ist, mitmacht. Sie fand es noch viel besser, als beim letzten Mal. Sogar beim Spielen hüpfte sie fröhlich über die Sprünge und nahm den Tunnel und den Sack als willkommene Ablenkung gegenüber den anderen Hunden. (Normalerweise lassen wir unsere Hunde nicht über den Parcours spielen, aber das ist eine andere Geschichte.)

Ich musste mich ein weiteres Mal dem Beaglewillen beugen. Ich schrieb also fleissig eMails, weil bei der Trainerin nicht gerade ein Platz frei war. Für mich ist es ausserdem ein bisschen schwierig mit den flexiblen Arbeitszeiten zu einer bestimmten Zeit an einem Ort zu sein, also empfahl sie mich weiter. Yippieyeah! Wir haben jetzt eine Schule gefunden, wo wir trainieren können. Und es macht Spass wie nichts, Lotte ist flotte unterwegs, sie liebt die Sprünge, sie ist alt genug und ausgewachsen für alle anderen Geräte und hat keinerlei Angst vor gar nichts. Einfach nur toll. Wir haben riesigen Spass, wer hätte das gedacht?
Es ist richtig irre, leider für mich auch eine gut komplexe Angelegenheit, Drehung hier, Drehung da, Belgier, Japaner, meine Koordination, die ich beim Fährten nicht unbedingt brauche, wird hier mehr als strapaziert. Lotte guckt mich manchmal ganz hilflos an, wenn ich mit verdrehten Armen und überkreuzten Beinen auf dem Platz stehe.

Aber wir kriegen das hin! Und dafür lassen wir das Frisbeespielen fallen, ich beuge mich dem Hundewillen. In diesem Fall bringt das Spass-hoch-zwei! :-)

Wer weiss, vielleicht gibts das erste Meeting im nächsten Jahr? Mhhhh, ich wollte nie ein Agimensch werden, aber mein Beagle hat offensichtlich anders entschieden.

Freude an einem Hund haben sie erst, wenn sie nicht versuchen,
aus ihm einen halben Mensch zu machen.
Ziehen sie statt dessen doch einmal die Möglichkeit in Betracht,
selbst zu einem halben Hund zu werden.
Edward Hoagland

Guilty as charged.....Es wird wohl nicht mehr besser mit mir ;-)



Beagles, diese gefährlichen haarigen Biester!

Kein Witz, mit grösstem Schrecken las ich die neueste Studie über angriffslustige Hunde und siehe da. Ich habe einen Kampfhund zu Hause. Den schlimmsten von allen!! Beagles werden in dieser Studie als die angriffslustigsten Hunde gegenüber ihren eigenen Haltern angegeben.
Der geneigte Beaglebesitzer mag sich fragen, woran das liegt. Es ist offensichtlich. Diese Studie wurde in den USA verfasst, dort ist es mit dem Auslauf nicht so weit her, leinenfrei zwei Stunden durch den Wald wandern? Weit gefehlt. Das bekommt einem Beagle einfach schlecht. Lotte würde allerspätestens nach zwei Tagen meine gesamte Wohnung umbauen, nach zwei Wochen hatte ich vermutlich keine kompletten Türen mehr und irgendwann würde sie mir vor lauter Wut und Energie ins Gesicht springen. Nur schon der Gedanke daran lässt mich erschaudern, weil sie ziemlich hoch springen kann, wenn sie möchte.
Beagles sind und das zeigt diese Studie sehr eindrücklich nicht die einfachsten Hunde. Ich habe das ja schon mehrfach auch aus meiner eigenen Perspektive an dieser Stelle betont. Lotte wäre der absolute Horrorhund, wenn ich mir nicht so viel Zeit nehmen würde. Auf der anderen Seite nimmt sie es dann locker, wenn ich eben nicht so viel zu Hause bin. Job und Uni sind manchmal schwer unter einen Hut zu bringen, aber ich habe mich entschlossen einen Hund zu haben, also geht ein Grossteil oder besser, der grösste Teil meiner Freizeit für meinen Hund "drauf". Ich sehe Lotte als mein ganz persönliches Wellnessprogramm, Dreckstreifen im Gesicht und auf der Hose, durchgeschlabberte Pullis, dreckige Hosen und Wanderschuhe machen mich glücklich. Das muss man als Beaglebesitzer wissen, sauber nach Hause? Dann wars ein Scheissspaziergang. Man sollte wirklich und das meine ich ernst, davon überzeugt sein, dass man das mag.
Zur Gewöhnung empfehle ich einige Stunden im Regen, im knietiefen Matsch bei minus fünf Grad zu verbringen und dabei immer noch Stimmung zu machen. Ohne die würde Lotte bei dem Wetter nämlich nicht freiwillig fünf Meter gehen, geschweige denn arbeiten. Aber nur ein müder Beagle ist ein Beagle, der die Wohnung heile lässt und auch mal einen Tag allein bleiben kann. Ich habe ja das Glück, vielleicht habe ich einiges richtig gemacht, dass ich einen Beagle habe, der so ausgeglichen ist, dass sie nicht das Gefühl hat, dauernd auf der Pirsch sein zu müssen. Trotzdem gibt es Tage, an denen Lotte mir spurlaut abstrotzt und ich wie ein Wahnsinnige hinterherpfeife und fluche, wie ein Rohrspatz. Zum Glück weniger als alle zwei Monate einmal, deshalb gibt es unbeschränkt Freilauf. Und sie ist nach 4 Minuten wieder am Platz, sonst folgt Montezumas Rache und Lotte hasst nichts mehr als eine Schleppleine.
Aber diese Untersuchung zeigt eben, dass Beagle eigenwillige, selbstständige Hunde sind und ich wünsche mir nichts mehr, als dass sie so bleiben dürfen. Ich wünsche mir inständig, dass die Züchter nicht versuchen, einen "will-to-please" in einen Hund zu züchten, der, wenn man ihn richtig hält (dazu braucht man nicht zwingend einen Garten) einfach genial ist. Ich ernte langsam die Früchte von zwei Jahren harter Arbeit, an mir, an meinem Hund, ich habe unglaublich viel gelernt an Lotte. Dafür habe ich jetzt einen Beagle, der mir sein Herz schenkt, auf der Fährte, im Agiparcours, beim Spielen, beim Wandern. Sie arbeitet für mich, weil ich für sie arbeite. Wenn sie keinen Bock hat, dann muss ich damit leben oder mir etwas besseres einfallen lassen. Eine solche Einstellung kannte ich von keinem unserer anderen Hunde, aber ich möchte es nicht missen.
Jeder, der mich fragt, ob er sich einen Beagle anschaffen sollte, dem rate ich kategorisch ab. Nur wer sich schon in dieser Frage durchbeisst, der hat eine Chance, einen gut erzogenen Beagle zu bekommen. Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als endlich, endlich klar war, dass ich mein Mädchen bekomme. Ich sass im Bürosessel und habe geheult wie ein Schlosshund, ich habe mich gefreut, wie ein kleines Kind. Damals war mir noch nicht klar, dass dieses kleine, dreifarbige Monsterchen eine so treue Begleitung werden würde, wie mein Labbi. Jetzt schnarcht sie, wie immer, wenn ich am Schreibtisch sitze, auf ihrem Bett, würde ich sie jetzt rufen, dann würde sie es sich auf meinem Schoss bequem machen. Beagles sind eigen, Besitzer von ihnen sollten es auch sein.
Es ist kein Witz in diesem Büchern über Beagles, dass sie keinen Kadavergehorsam haben, aber sie können, wenn sie wollen mit dem richtigen Besitzer. Mit der richtigen Motivation, die bei Lotte definitiv nicht übers Fressen geht. Ich würde allerdings anfügen, dass man als Beaglebesitzer auch eine Art Erziehung mitmachen muss, Lotte hat mich bestens im Griff, wenn sie eine erhöhte Sitzposition wünscht. Besuchern wird ebenfalls besonders schnell beigebracht, dass sie gefälligst den Schoss freizumachen haben. Aber wer könnte meiner Lotte schon widerstehen?

Es tut mir weh, wenn ich diese Studie lese. Denn ich frage mich, wie schlecht es diesen Hunden gehen muss, die auf ihr eigenes Herrchen losgehen. Wie verzweifelt müssen diese Hunde sein? Lotte würde nichts ferner liegen, als auf mich loszugehen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Wenn ich einen ganzen Tag (und den haben wir mindestens einmal in der Woche) mit ihr unterwegs bin, dann ist es das grösste für sie, wenn ich noch ein bisschen mit ihr auf dem Hundebett liege, sie sich ankuscheln darf und dann wohlig warm, wie ein kleiner Ofen, einschlafen darf. Ich nehme jetzt meinen kleinen Ofen, trage sie, wie jeden Abend in ihr Bett, das neben meinem Bett steht und höre ihrem Schnarchen zu.

Religionsfreiheit

Im allgemeinen und im Besonderen haben Hundemenschen eine sehr spezielle Art. Jeder hat so sein ganz eigenes Gärtchen, dass er hegt und pflegt. Wer sich einen Hund neu anschafft, der versteht, was ich meine. Man bekommt ungewollt Tipps von jedem Hundehalter, die sich nicht selten diametral gegenüberstehen und man manche Tipps auch mit viel gutem Willen nicht bis ins letzte Detail verstehen kann. 

Angefangen bei der Frage, wo der Hund schläft (im Bett, auf der Couch, in seinem Bett oder auf dem Boden), weiter bei der Frage, welches Halsband man möchte (Zugstopp, mit Schnalle, eine Kette, mit Neopren unterlegt), die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Eine ganze besondere Frage stellt sich aber dem besonders eingefleischten Hündelern. Was frisst mein Hund????
Mein Hund frisst Trockenfutter (Wolfsblut, Happy Dog oder so) mit Nassfutter (Terra Canis). So weit, so gut. Damit bin ich zufrieden, sie scheisst moderat viel (ist ja auch kein Kalb) ist fit, glänzt wie eine Speckschwarte und frisst es leidlich gern. Lotte ist einfach kein typischer Beagle, der alles in sich hineinschaufelt. An alle Nichthundehalter, Hundehalter sind wie Eltern, sie kontrollieren jeden Schiss ihres Hundes und kommentieren diesen gern und auch ungefragt gern. Hundehalter wissen stets, wie ihr Hund zu scheissen hat. "Heute hatte er wieder zweimal Durchfall." Ist durchaus etwas, was sich Hundehalter erzählen - wenn sie sich vier Minuten kennen. Diese Idee, dass man Hundekacke zu sammeln hat, hatte bestimmt ein Hundehalter. So hat man noch mehr Kontrolle. 

Ich schweife ab. Mein Thema war Religionsfreiheit, es gibt eine Gruppe unter den Hundemenschen, die gehören einer Sekte an. BARFER. BARF= Was auch immer, es gibt mittlerweile einige Uebersetzungsmöglichkeiten, es geht aber um biologisch artgerechtes Futter. Barf heisst übrigens in der englischen Uebersetzung auch Erbrechen. Die gebarften Hunde werden mit rohem, mittlerweile aufgetautem, rohem Fleisch, Knochen und Gemüseflocken ernährt. Die Methode war lang umstritten, da Krankheiten durch das rohe Fleisch übertragen wurden und es durch einseitige Ernährung zu starken Mangelerscheinungen kam. Dies konnte man unterdessen lindern. 

Eins ist allerdings immer deutlicher, Barfer haben das Gefühl, ihre Fütterungsmethode sei die einzig richtige. Sie überschlagen sich vor Freudensprüngen, ihre Hunde seien fit, gesund, sie scheissen wenig  (s.o.), glänzen und haben eine bombastische Figur. Neueste Barferin, meine Mama. Ganz stolz hat sie mir davon erzählt. Ich finde das auch richtig cool, bei zwei Kälbern zu Hause würde es für mich auch einen Unterschied machen, ob ich täglich zwei Mal 400 Gramm oder fünf Mal ein Kilo Kacke einsammeln müsste. Eines kann man Barfern jedenfalls nicht vorwerfen, ihre Hunde sind ihnen definitv nicht egal. Sie stehen in Küche, zerhacken im dümmsten Fall noch das Fleisch, tauen es im Kühlschrank auf und bestreuen es mit Pulver. Jeden Morgen den Geruch von rohem Fleisch, Pansen, Leber oder ähnlichem in der Nase haben, das ist definitiv nichts für Weicheier. (Man erinnere sich, BARF`=erbrechen)

Ich möchte nicht ausschliessen, dass ich dieser Sekte eines Tages auch beitrete, aber im Augenblick ist Lotte total zufrieden mit dem, was in ihrem Napf landet. Barfer benehmen sich manchmal, nicht alle,  wie die Mütter, die ihren Kindern nur Holzspielzeug zum Spielen geben, einmal in der Woche einen Smartie reichen und jeden Abend vor dem Einschlafen den Namen gemeinsam tanzen. Natürlich ist das klasse fürs Kind, aber hei, manchmal muss es eben Mäcces sein. Die  Kinder dieser Mütter heissen Lea-Sophie, Rahel oder Luca, weil sie einen alten biblischen Namen haben. 
Lotte hat eben mehr Party im Napf und ich habe morgens nicht schon einen latenten Kotzreiz. Damit ist uns beiden derzeit geholfen. Ich möchte hier auf keinen Fall sagen, dass BARFEN etwas schlechtes ist, das ist es ganz bestimmt nicht. Aber es gibt auch noch andere Wege seinen Hund gesund zu ernähren.